Dass die Schweiz die Gesundheit der Menschen derzeit über alle wirtschaftliche Interessen stellt, ist ein Zeichen politischer Klugheit – und unserer finanziellen Kraft: Wir können uns das leisten.
Am Donnerstag jedoch mussten die Ökonomen des Bundes ihre Prognosen korrigieren: Für das laufende Jahr erwarten sie nun einen Absturz der Wirtschaftsleistung um 6,7 Prozent, eine Arbeitslosenquote von 4 Prozent und ein Haushaltsdefizit von 80 Milliarden Franken oder mehr!
Die Chancen stehen aber immer noch gut, dass die Eidgenossenschaft mit ein paar Schrammen aus der Corona-Krise kommt: Wir sind eines der reichsten Länder der Erde. Mustergültig haben wir in guten Zeiten Schulden abgebaut – entgegen allen Verlockungen, denen zumeist linke Politiker gern erliegen, die am liebsten jeden Steuerfranken drei Mal ausgeben, bevor er eingenommen wurde.
Der Lockdown praktisch aller reichen Industrieländer trifft andere viel härter: Menschen, die im Rest der Welt für uns arbeiten ...
Wenn die Blumenläden geschlossen sind, verliert die Rosenpflückerin in Ecuador ihren Job. Wenn die Modegeschäfte geschlossen sind, hat die Näherin in Bangladesch keine Arbeit. Wenn die Möbelgeschäfte geschlossen sind, kann das Dorf in Indien keine Teppiche mehr knüpfen.
Kaum jemand nahm am Dienstag eine Meldung des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen zur Kenntnis: Die Zahl der Hungernden könnte sich wegen Corona verdoppeln – auf 265 Millionen!
Menschen verlieren ihre Arbeit, weil die Nachfrage zusammenbricht. Sie gelangen nicht mehr zu ihren Arbeitgebern, weil die Grenzen dicht sind. Sie können sich manche Lebensmittel nicht mehr leisten, die wegen der unterbrochenen Lieferketten teurer wurden.
Dass Massnahmen gegen die Corona-Pandemie in den ärmsten Ländern der Welt gefährlicher sein können als das Virus selbst, zeigt das Beispiel Nigeria: Die Regierung verhängte über Lagos eine Ausgangssperre. Doch viele Menschen in der 20-Millionen-Metropole leben von ihren Tageseinnahmen. Dürfen sie am Morgen nicht raus, haben sie am Abend nichts zu essen.
Zwar bangen nicht wenige Schweizerinnen und Schweizer jetzt um ihren Arbeitsplatz oder ihr Geschäft, viele müssen sich schon seit Wochen einschränken. Hungern oder wegen der Notstandsmassnahmen um sein Leben fürchten muss bei uns aber niemand. Manche haben jetzt sogar mehr Geld auf dem Konto – weil sie ausser für Lebensmittel und Online-Einkäufe seit dem 16. März kaum noch etwas ausgeben konnten.
Bei allem Lamentieren über die Krise, bei allem Schimpfen über den chaotischen Normalisierungskurs des Bundesrats, bei aller Sorge um die Zukunft sollte uns bewusst sein, wie privilegiert wir sind – sogar in der Krise!