«Was macht die Schweiz? Es ist ein Trauerspiel»
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BlickPunkt von Christian Dorer:«Was macht die Schweiz? Es ist ein Trauerspiel»

BlickPunkt über ein Jahr Krieg in Europa
Die Macht des Mutes

Ende Februar 2022 glaubten viele, Putins Armee würde innert Tagen siegen – sie unterschätzten den Mut der Ukrainerinnen und Ukrainer. Mut brauchen jetzt auch Kiews Unterstützer.
Publiziert: 25.02.2023 um 00:50 Uhr
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Im Ukraine-Krieg gibt es die Mutigen, dank denen Putin letzten Endes gestoppt werden kann: Finnland unter Ministerpräsidentin Sanna Marin beschwört die Entschlossenheit des Westens so vehement wie kaum eine andere Nation. Wäre Wolodimir Selenski nach Russlands Überfall geflüchtet, wäre alles anders gekommen.
Foto: keystone-sda.ch
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Christian Dorer

Ohne den persönlichen Mut von Wolodimir Selenski (45) wäre alles anders gekommen. Wenn der Präsident nach Russlands Überfall geflüchtet wäre, hätte der Ukraine die Widerstandskraft gefehlt, wäre die Regierung in Kiew zusammengebrochen, würde dort Russland regieren … Hätte, wäre, würde: Trotz grösster Gefahr für sein eigenes Leben blieb Selenski in Kiew. Bis heute ist er der Garant für den unglaublichen Überlebenswillen und die hohe Kampfmoral aller Ukrainerinnen und Ukrainer.

Weil der Aggressor Putin die Macht des Mutes komplett unterschätzte, herrscht in diesem ungleichen Krieg seit Monaten eine Pattsituation.

Mut bewies auch US-Präsident Joe Biden (80) mit seinem Überraschungsbesuch in Kiew, vor allem aber mit seiner uneingeschränkten Garantie für Selenski: «Solange das Kämpfen nötig ist, so lange werden wir an Ihrer Seite sein.»

Mut beweist nicht zuletzt Europa. Die Alte Welt zeigt sich vereint wie nie in ihrer Geschichte. Besonders mutig ist die finnische Ministerpräsidentin Sanna Marin (37). Ihr Land war bis vor dem Krieg neutral, es hat eine 1300 Kilometer lange Grenze zu Russland – und beschwört die Entschlossenheit des Westens dennoch so vehement wie kaum eine andere Nation.

Noch überraschender – und daher umso wertvoller – erscheint der Mut der italienischen Ministerpräsidentin Giorgia Meloni (46): Unbeirrt unterstützt sie die Ukraine, obwohl die Rechtsextremen ihrer eigenen Partei und ihrer Regierungskoalition sie mit Häme überschütten, allen voran Putin-Freund Silvio Berlusconi (86).

Kaum ein westliches Land, das nicht Waffen, Munition, Panzer und Systeme zur Flugabwehr schickt, damit die Ukraine sich verteidigen kann.

Und was tut die Schweiz? Man kann es leider nicht anders sagen: Es ist ein Trauerspiel.

Unter dem Deckmantel der Neutralität verbietet Bern sogar befreundeten Staaten, vor Jahren in der Schweiz produzierte Munition an die Ukraine weiterzugeben.

Lieber lobt sich die Landesregierung für grosszügige humanitäre Hilfe. Doch wie eine Auswertung des Instituts für Weltwirtschaft in Kiel (D) nun zeigt, hilft die Eidgenossenschaft – gemessen an ihrer Wirtschaftskraft – viel weniger als andere.

Der Bundesrat rühmt sich auch, dass hierzulande 7,5 Milliarden Franken Oligarchengeld blockiert wurden – dabei bleiben gemäss Bankiervereinigung weitere 150 bis 200 Milliarden völlig unangetastet …

All dies, obwohl Russlands Angriff auch ein Angriff auf die Schweiz ist:

  • Russland zerstört das Sicherheitskonzept Europas, dank dem auch wir bisher in Frieden und Wohlstand leben konnten.
  • Russland droht mit Atomwaffen, deren Einsatz auch für die Schweiz schrecklichste Konsequenzen hätte.
  • Russlands Angriff gilt auch mehr als 100 Schweizer Unternehmen, die in der Ukraine ansässig waren.

Russland gefährdet unsere Sicherheit, unseren Wohlstand, unsere Gesundheit. Darauf müsste auch ein neutraler Staat reagieren. Oder um es im Geiste der Traditionalisten zu formulieren: Auch Wilhelm Tell hat auf Gessler geschossen.

In diesem Krieg gibt es die Mutigen, dank denen Putin letzten Endes gestoppt werden kann. Und es gibt die Zweifler, die dem russischen Aggressor mit ihrem Abseitsstehen helfen.

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