Und der Verlierer ist …
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BlickPunkt über die US-Wahlen:Und der Verlierer ist …

BlickPunkt über die Wahlen in Nordamerika
Und der Verlierer ist …

Trotz Zeitlupenzählung oder Gerichtsverfahren – wer auch immer am Ende US-Präsident sein wird: Der Verlierer heisst Donald Trump. Er hat sich definitiv als Anti-Demokrat geoutet.
Publiziert: 07.11.2020 um 00:48 Uhr
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Aktualisiert: 04.12.2020 um 21:00 Uhr
Christian Dorer, Chefredaktor Blick-Gruppe

Am Donnerstag zeigte der «Irish Daily Mirror» auf Seite eins Donald Trump (74), wie er mit hartem Gesicht die rechte Hand zur Faust ballt. Der riesige Titel lautete pointiert, aber treffend: «A Liar and a Cheat to the Bitter End» – ein Lügner und Betrüger bis zum bitteren Ende.

Das bittere Ende rückt von Stunde zu Stunde näher: Es fehlt nicht mehr viel, dann hat Trumps Herausforderer Joe Biden (77) die nötigen 270 Elektorenstimmen beisammen. Und selbst Dutzende Klagen vor Gericht können den Sieg des Demokraten lediglich verzögern, aber nicht mehr verhindern.

Doch die USA sind das Land der unbegrenzten Möglichkeiten – in jeder Hinsicht! Dieser Wahlkampf war so verrückt, dass auch das Unmögliche denkbar geworden ist.

Aber selbst wenn Trump es noch irgendwie schaffen sollte, im Amt zu bleiben: Er ist der grosse Verlierer dieser Wahl: eben ein «Lügner und Betrüger bis zum bitteren Ende».

«Wir haben diese Wahl gewonnen!», verkündete der Republikaner mitten in der Wahlnacht und verlangte: «Stoppt die Auszählung!» Als ein Sieg Bidens immer wahrscheinlicher wurde, sprach er von «Betrug an der Nation» und sagte: «Es wird eine Menge Klagen geben. Wir können nicht zulassen, dass eine Wahl auf diese Weise gestohlen wird.»

Inzwischen geht es nicht mehr darum, ob Trump ein guter Präsident gewesen ist, ob er zu viel gelogen, seine Wahlversprechen gehalten, Amerika «great again» gemacht hat oder nicht. All das kann man so sehen oder anders. Jetzt geht es darum, dass er das politische System seines Landes – die stolze, älteste Demokratie der Welt! – verachtet.

Trump führt sich auf wie ein Autokrat, als sei er der Präsident von Russland, Belarus oder der Türkei. Wenn die Putins, Lukaschenkos und Erdogans dieser Welt Märchen erzählen, erstaunt das niemanden. Ein US-Präsident aber darf das nicht, er ist der Anführer der freien Welt! Auch dann nicht, wenn ihm dasselbe passiert sein sollte wie allen Autokraten: dass sie mit der Zeit an die eigene Propaganda glauben …

Mit allergrösster Wahrscheinlichkeit wird Joe Biden (77) also am 20. Januar 2021 als 46. Präsident der Vereinigten Staaten vereidigt, ein Senior, dem man eigentlich lieber einen ruhigen Lebensabend wünschen würde.

Sogar Martin Dahinden (65), der stets behutsame Schweizer Ex-Botschafter in Washington, stellte am Swiss Media Forum ziemlich undiplomatisch fest: «Die einzige Qualität, die Joe Biden in diesem Wahlkampf hatte, war, dass er nicht Donald Trump ist.»

Unwahrscheinlich zudem, dass er acht Jahre lang Präsident sein wird. Rückt seine Stellvertreterin Kamala Harris (56) nach, wäre Joe Bidens Wahl allerdings doppelt historisch. Mit der schwarzen Demokratin aus Kalifornien käme dann die erste Frau ins mächtigste Amt der Welt.


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