Von Schweden lernen (wie man es nicht macht)!
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BlickPunkt zur Maskenpflicht:Von Schweden lernen (wie man es nicht macht)!

BlickPunkt über die Corona-Rückschläge
Von Schweden lernen (wie man es nicht macht)!

Die Maskenpflicht in Bahn und Bus ist obermühsam. Aber sie ist ein Signal: Die Massnahme sollte uns spätestens jetzt klarmachen, dass die Epidemie alles andere als überwunden ist. Wie man die Lage noch immer sträflich unterschätzen kann, zeigt Schweden.
Publiziert: 03.07.2020 um 23:24 Uhr
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Aktualisiert: 09.07.2020 um 09:56 Uhr
Christian Dorer, Chefredaktor der Blick-Gruppe.
Foto: Shane Wilkinson
Christian Dorer, Chefredaktor Blick-Gruppe

Zugegeben: Die Maskenpflicht, die ab Montag im öffentlichen Verkehr gilt, finde ich mehr als lästig! Wieso Fahrgäste auch dann Masken tragen müssen, wenn die Züge fast leer sind, während Partygänger nicht einmal in rappelvollen Clubs dazu verpflichtet sind, will mir nicht in den Kopf.

Und wie kann es sein, dass sich in Umfragen angeblich 80 Prozent für die ÖV-Maskenpflicht aussprechen, aber nur 5 Prozent einen Mundschutz tragen? Wenn alle handeln würden, wie sie reden, hätte es das Obligatorium nie gebraucht. Mein Verdacht: Nur die Autofahrer sind dafür, weil es sie nicht betrifft ...

Ziemlich abenteuerlich erscheint mir auch die Kehrtwende in der Argumentation. Als noch Daniel Koch Chefbeamter des Bundesamts für Gesundheit war, sagte er im Februar: «Masken sind unnötig für die breite Bevölkerung.» Und im März bekräftigte er: «Laien haben keine Ahnung, wie damit umzugehen ist!» Wie ist es da möglich, dass die Maskenpflicht unter seinem Nachfolger zum allseits bejubelten Wundermittel geworden ist?!

Es verhält sich da ähnlich wie bei den Schulschliessungen. Die waren offenbar nicht aus epidemiologischer Sicht nötig, sondern als psychologischer Schachzug: Dadurch, dass die Kinder Knall auf Fall zu Hause bleiben mussten, wurde noch dem Letzten klar, wie ernst die Lage ist.

Ernst ist die Situation auch heute: Die täglichen Neuerkrankungen sind von beinahe null auf über hundert pro Tag angestiegen. Viele Menschen wähnen sich in trügerischer Sicherheit und glauben, das Virus sei jetzt einfach verschwunden. Warum sonst ignorieren sie die elementarsten Sicherheits- und Hygienevorkehrungen?

Dabei ist die Bedrohung nach wie vor real.

Die Maske ruft uns in Erinnerung, dass die Gefahr erst dann überwunden sein wird, wenn ein Corona-Impfstoff zur Verfügung steht. Bis dahin werden wir je nach Entwicklung handorgelmässige Verschärfungen und Lockerungen über uns ergehen lassen müssen.

Wer Corona nach wie vor für eine harmlose Grippe hält und alle Massnahmen für übertrieben, der sollte nach Schweden schauen. Als einziges Land in Westeuropa hat es weder Einschränkungen noch Lockdown verfügt.

Das Resultat ist ein Desaster! Bezogen auf die Einwohnerzahl beklagt Schweden doppelt so viele Pandemie-Tote wie die Schweiz – und sogar zehn Mal so viele wie seine Nachbarländer Finnland und Norwegen! Die Wirtschaft steckt wie überall sonst in der Krise, die versprochene Herdenimmunität ist nicht eingetreten, das sonst so fortschrittliche Land gilt heute als Corona-Hotspot und als No-Go für Touristen.

Zum Glück – jedenfalls für uns! Denn Schweden lieferte damit den Beweis, dass die Einschränkungen des öffentlichen und privaten Lebens in der Schweiz richtig waren.

Auch wenn die Frage, ob die Notmassnahmen nicht total übertrieben gewesen sind, garantiert wieder auftaucht, sobald das nächste Mal alles vorbei zu sein scheint.

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