Keiner will den Masken-Polizisten spielen
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Obligatorium im ÖV:Keiner will den Masken-Polizisten spielen

Wie wird das Obligatorium im ÖV umgesetzt?
Keiner will den Masken-Polizisten spielen

Wissenschaftler forderten eine Maskenpflicht im öffentlichen Verkehr. Verschiedene Kantone prüften einen Alleingang. Jetzt hat der Bundesrat gehandelt. BLICK erklärt, was gilt.
Publiziert: 01.07.2020 um 15:11 Uhr
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Aktualisiert: 06.07.2020 um 09:31 Uhr
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Geht mit gutem Beispiel voran: Auch der BLICK-Käfer trägt Maske.
Ruedi Studer

Nachdem erste Kantone heute selber über eine Maskenpflicht im ÖV entscheiden wollten, handelt nun der Bundesrat. Für den gesamten öffentlichen Verkehr wird schweizweit eine Maskenpflicht eingeführt. Diese gilt ab kommendem Montag, dem 6. Juli.

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Nachdem der Bundesrat die Massnahmen zur Bekämpfung der Corona-Epidemie weitgehend aufgehoben hat, seien wieder mehr Menschen mit dem öffentlichen Verkehr unterwegs, heisst es in einer Medienmitteilung. Dabei könne der empfohlene Abstand von 1,5 Metern oft nicht eingehalten werden. «Die Maskenpflicht ist eine Präventionsmassnahme», sagt SP-Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga (60). Sie sei nicht wegen einer spezifischen Gefahr beschlossen worden.

BLICK klärt die wichtigsten Fragen zur Maskenpflicht:

Wer muss eine Maske tragen?

Im Grundsatz alle Personen ab 12 Jahren. Für jüngere Kinder gilt die Maskenpflicht nicht. Eine Ausnahmeregelung gilt auch für Personen, die aus medizinischen oder anderen besonderen Gründen keine Maske tragen können.

Wo muss man eine Maske tragen?

Im gesamten öffentlichen Verkehr – also in Zügen, Trams und Bussen ebenso wie in Bergbahnen, Seilbahnen oder auf Schiffen.

Muss man die Maske auch im halbleeren Zug tragen?

Ja. Die Maskenpflicht gilt unabhängig davon, wie viele Leute im ÖV unterwegs sind.

Kann ich auch einfach einen Schal über Gesicht und Nase ziehen?

Nein. Mit einem Schal oder Tuch wird die Maskenpflicht nicht erfüllt. Ein Schal schütze nicht ausreichend vor Ansteckung und habe auch nur eine beschränkte Fremdschutzwirkung, erklärt das Bundesamt für Gesundheit (BAG) dazu. Stattdessen soll man Hygienemasken oder industriell gefertigte Masken tragen. Von selbstgenähten Masken wird abgeraten.

Wer kontrolliert, ob die Fahrgäste eine Maske tragen?

Zuständig für Kontrolle und Vollzug sind das Zugspersonal und die Bahnpolizei beziehungsweise die Sicherheitsdienste. SBB-Chef Vincent Durcrot (57) will deswegen aber nicht mehr Personal einsetzen an. Und wo es keine Zugsbegleiter gibt, da zählt er auch auf die «soziale Kontrolle» durch die Passagiere.

Bekomme ich eine Busse, wenn ich keine Maske trage?

Eine Busse ist möglich, aber nicht zwingend. Wer sich weigert, eine Maske zu tragen, verletzt die «Hausordnung» im öffentlichen Verkehr. Dann muss man das Verkehrsmittel an der nächsten Station verlassen. Wer sich den Anordnungen der Sicherheitsleute widersetzt oder das Fahrzeug nicht verlassen will, kann wegen Ungehorsams eine Busse erhalten. Dabei kommt ein normales Bussenverfahren zur Anwendung und nicht eine einfache Ordnungsbusse.

Weitere Details werden in der Verordnung geklärt, die am Donnerstag verabschiedet werden soll.

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Druck der Kantone wirkt

Bisher galt im öffentlichen Verkehr nur eine dringende Empfehlung, zu Stosszeiten eine Maske zu tragen. Diese wurde aber wenig befolgt. Mit seinem Entscheid reagiert der Bundesrat auch auf Empfehlungen von Experten und auf den Wunsch einiger Kantone.

Noch am Montag sah Berset nach einem Treffen mit der kantonalen Gesundheitsdirektoren-Konferenz (GDK) die Kantone in der Pflicht. Er hatte gesagt, dass die Kantone eine nationale Maskenpflicht beim Bund beantragen könnten, dann werde er handeln. Es habe keinen formellen Antrag gegeben, sagt Tobias Bär, Sprecher der kantonalen Gesundheitsdirektoren-Konferenz (GDK). «Beim Treffen vom Montag hat der Vorstand der GDK aber seine klare Haltung zum Ausdruck gebracht.»

Der Druck auf die Einführung einer Maskenpflicht ist auch anderweitig gestiegen. So hatten die Kantone Genf, Bern und Tessin angekündigt, heute allenfalls im Alleingang über eine kantonale Maskenpflicht zu entscheiden. Das Resultat wäre ein Flickenteppich, den man in dieser Frage vermeiden will.

«Ich bin froh, dass die Maskenpflicht nun kommt», zeigt sich der Tessiner Regierungspräsident Norman Gobbi gegenüber BLICK erleichtert. «Der öffentliche Verkehr verläuft überkantonal, deshalb braucht es eine nationale Lösung. Erst recht angesichts der steigenden Fallzahlen.»

Besorgte Wissenschaftler

Auch Wissenschaftler hatten sich zuvor besorgt zu Wort gemeldet. Er habe sich in den letzten zwei Monaten sehr zurückgehalten, twitterte Neuropathologe Adriano Aguzzi vom Universitätsspital Zürich, der sich früh für einen Lockdown eingesetzt hatte. Doch jetzt könne er nicht länger schweigen. «Unsere Minister müssen endlich Leadership zeigen!», forderte er. «Wir wissen, dass Masken die Übertragung entscheidend vermindern. Masken im ÖV sind das Mindeste, was man verlangen kann!»

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Die wissenschaftliche Corona-Taskforce des Bundes empfiehlt ebenfalls eine Maskenpflicht.

Taskforce-Leiter Matthias Egger schüttelt nun aber den Kopf darüber, dass der Bundesrat die Maskenpflicht nicht per sofort einführt. «Ab 6. Juli.... Warum nicht jetzt?», fragt er via Twitter.

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Und auch bei der Bevölkerung käme eine Maskenpflicht gut an. In einer neuen Umfrage sprechen sich drei Viertel der Befragten dafür aus.

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