Rücktritt des Briten-Premiers
Lügen-Boris, interrupted

Unwahrheiten ziehen sich durch Boris Johnsons Karriere. Wars nun eine zu viel?
Publiziert: 09.07.2022 um 23:28 Uhr
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Aktualisiert: 10.07.2022 um 09:38 Uhr
Fabienne Kinzelmann, Auslandsredaktorin.
Foto: Thomas Meier
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Boris Johnsons Erscheinungsbild machten ihn zu einer Art von Kerl, mit dem man ein paar Bier trinken würde. Doch er log alle an.
Foto: DUKAS
Fabienne Kinzelmann

Seine Leser (als er noch Journalist war), seine Wähler, sogar die Queen: Boris Johnson hat sie alle angelogen.

Die Lüge, über die er am Ende stolperte, war dabei verhältnismässig vernachlässigbar: Er hatte einen Parteikollegen, dem sexuelle Belästigung vorgeworfen wird, in ein prestigeträchtiges Amt gehievt – obwohl er von älteren, ähnlichen Anschuldigungen wusste. Was Johnson abstritt, bis er entlarvt wurde. Und auch dann gab er alles nur häppchenweise zu. So wie er das immer tut – zuletzt auch bei seinen «Corona-Partys» in der Downing Street 10, als eigentlich ein strenger Lockdown galt.

Boris Johnson hat die Lüge als politische Methode perfektioniert. Dass er überhaupt Premierminister wurde, verdankt er seiner Brexit-Kampagne. Gross liess er auf Busse schreiben, dass Grossbritannien der EU wöchentlich 350 Millionen Pfund schicke. Auch das, natürlich, eine massive Unwahrheit.

Dass ihn die eine Lüge ins Amt brachte, eine andere aber um dasselbige, hat etwas ungemein Befriedigendes. Als würde am Ende doch die Wahrheit siegen.

Das stimmt natürlich nicht ganz. Zahlreiche Menschen haben das «System Boris Johnson» über Jahre gestützt und befeuert und davon profitiert. Und auch die Öffentlichkeit, die Wählerinnen und Wähler, haben Johnson immer wieder verziehen und belohnt.

Wählt seine Partei nun wirklich einen anständigeren Nachfolger oder eine Nachfolgerin? Und lässt Johnson dann auch die Finger von der Politik – oder anderen Machtpositionen? Vorstellen kann man sich das nicht.

Johnson hat nachweislich mehr als einmal gelogen. Viele würden ihm wohl trotzdem immer wieder glauben.

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