Gefühlt rennt im Moment die ganze Schweiz zur ADHS-Abklärung. Der Andrang in Kliniken ist so gross, dass Betroffene die Wartezeiten von bis zu einem Jahr mit Selbsthilfegruppen oder Online-Gesprächen überbrücken.
Ein Trendphänomen? Vielleicht. Doch das Problem geht darüber hinaus: Es steht nicht gut um unsere psychische Gesundheit. Psychische Störungen haben seit der Pandemie nicht nur deutlich zugenommen, sie sind auch komplexer geworden. Besonders betroffen davon sind Jugendliche und junge Erwachsene. Dass Corona als Katalysator für psychische Erkrankungen wirkt, hätte man voraussehen können. Dass Behandlungsstellen unterdotiert und Ärztinnen überarbeitet sind, wusste man. Einige Kantone wie beispielsweise Zürich haben zwar Soforthilfen für den Ausbau von Ambulatorien gesprochen, doch dafür muss man zuerst Personal finden. Hilfe kommt, aber zu zögerlich.
Dabei sind die Kosten der psychischen Belastung immens: 2022 verursachten Burnouts – übrigens eine mögliche Folgeerkrankung von unbehandeltem ADHS – der Schweizer Wirtschaft einen Schaden von 6,5 Milliarden Franken.
Diese Kosten kann man nicht einfach ignorieren, diese Krise nicht aussitzen. Die Kantone sind in der Pflicht. Sie müssen psychische Gesundheit endlich ernst nehmen: Fachpersonal entlasten, niederschwellige Angebote ausbauen und Prävention verstärken. Die Rechnung ist einfach: Je besser die Prävention, je rascher die Zuweisung, umso tiefer die Folgekosten.