Missbrauch in der Kirche
Was tun Cassis und Berset?

Die katholische Kirche ist mit der Aufarbeitung des Missbrauchskomplexes überfordert. Es wird Zeit, dass Cassis und Berset aktiv werden.
Publiziert: 10.09.2023 um 00:55 Uhr
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Aktualisiert: 10.09.2023 um 06:28 Uhr
Foto: Thomas Meier
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Raphael RauchBundeshausredaktor

Am Dienstag wird die Schweiz erfahren, was Forscherinnen der Uni Zürich herausgefunden haben: Jahrzehntelang missbrauchten Priester Kinder, Jugendliche, Männer und Frauen. Statt gegen die Sexualtäter vorzugehen, vertuschten Bischöfe deren Verbrechen. Statt ihnen die Seelsorge zu verbieten, wurden sie versetzt. Zwar hat die Kirche schonungslose Aufklärung versprochen. Doch dabei unterlaufen ihr zu viele Fehler, niemand übernimmt Verantwortung.

Und die Aufsichtsorgane versagen. Weder die Kantonalkirchen noch die kantonalen Religionsminister haben bei Aufarbeitung und Prävention geglänzt. Dabei ist die katholische Kirche nicht irgendein Verein, sondern eine Landeskirche mit Privilegien.

Egal ob Irland, USA oder Deutschland: Je stärker staatliche Stellen intervenieren, desto besser. Aussenminister Ignazio Cassis sollte den Papst-Botschafter in Bern einbestellen. Denn der Vatikan erschwert die Aufarbeitung von Missbrauchsfällen nach wie vor. Dass Bischof Joseph Bonnemain gegen seine Mitbrüder ermitteln muss, ist in der Kirchengeschichte ein Fortschritt – rechtsstaatlich jedoch ein Unding: Eigentlich ist Bonnemain befangen.

Auch Alain Berset sollte aktiv werden. Als Religionsminister hat er jahrelang nichts getan. Zum Ende seiner Amtszeit sollte er das dringend korrigieren.

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