Sie verharmlosen, sie verniedlichen, sie normalisieren. Und sie deuten um. Die Reaktionen rechtsbürgerlicher Kreise auf die Putschpläne von Verschwörungsideologen in Deutschland sind erschreckend.
Politiker und Publizisten bis in die Mitte der Gesellschaft reden die Umsturzfantasien klein. Da werden militante Reichsbürger zu verwirrten Opis. Die gross angelegte Razzia zur «PR-Aktion». In der «NZZ» erschienen gleich zwei Meinungsstücke zu den Putschplänen. Das eine mit dem Titel: «Die Razzia bei den ‹Reichsbürgern› war auch eine Inszenierung für die Medien». Das andere: «Der Putsch, der nie passiert wäre».
Es sind diese Verdrehungen, die die Umsturzpläne erst richtig gefährlich machen. Sie schaffen ein Umfeld, in dem sich Aufwiegler wohlfühlen. Legitimiert sogar!
Zu den Fakten: Bei der grössten Antiterroraktion in der Geschichte der Bundesrepublik – 3000 Polizisten schwärmten aus – durchsuchten Beamte 130 Wohnungen und verhafteten 25 Extremisten. Das Netzwerk um einen Adligen, um Ex-Soldaten und Elitepolizisten plante einen bewaffneten Umsturz. Als Auftakt wollten sie den Bundestag stürmen. Zugang hätten sie gehabt: Unter den Verhafteten ist auch eine frühere AfD-Bundestagsabgeordnete.
Zu den Fakten gehört auch: Während der Corona-Pandemie haben Rechtsextreme, Reichsbürger und Verschwörer zusammengefunden, sich radikalisiert. Die Szene schmiedet Tatpläne. Ein erfolgreicher Putsch bleibt unrealistisch. Tote gäbe es aber fast sicher. Deshalb die Warnung zum Schluss: Belächeln kann tödlich sein.