Die Mitglieder von Hollywoods Filmpreisjurys kommen mir vor wie eine Horde zu cooler Teenager, die unter keinen Umständen zugeben wollen, dass sie bei Mamis Popmusik heimlich mitwippen.
Mit dem Beginn des Jahres begann die Award Season: die Zeit, in der das Filmexpertentum Hochkonjunktur hat. Und dabei treten in nahezu allen Kategorien zwei Filme gegeneinander an: «Barbie» und «Oppenheimer».
Eine pinke Komödie um die berühmteste Puppe der Welt und ein Epos um J. Robert Oppenheimer, den «Vater der Atombombe». Ich habe beide Filme gesehen, fand beide klasse – «Barbie» aber klar kurzweiliger.
Und das schien vielen so zu gehen. Denn Greta Gerwigs Film ist die erfolgreichste Komödie aller Zeiten. Weltweit spielte «Barbie» rund 1,2 Milliarden Franken ein. «Oppenheimer» kommt auf rund 900 Millionen Franken.
Warum also spiegelt dieser Erfolg sich nicht in der Anzahl Auszeichnungen wider? Denn trotz rekordverdächtig vieler Nominierungen ging «Barbie» bis anhin meist mit wenigen Preisen in unwichtigen Kategorien heim. «Oppenheimer» hingegen sahnte ab.
Hollywood scheint schlichtweg zu hochnäsig zu sein, um einen Film zu honorieren, der tolle Schauspielende hat, gut gemacht ist, eine wichtige Botschaft vermittelt und Menschen ins Kino lockt. Die Jurys aber richten schlicht am Publikum vorbei, das doch einer der Gradmesser für einen guten Film sein sollte.
Zum Glück scheint das den wirklich wichtigen Kritikerinnen und Kritikern egal zu sein, denn «Barbie» sammelt anstelle von Awards noch immer Zuschauende.