Zu viel zum Sterben, zu wenig zum Leben. Die Gefühlslage der Schweizer nach dem grossartigen Skifest am Chuenisbärgli ist gemischt. Mit drei Schweizern in den Top 15 ist eine der Vorgaben erreicht.
Aber die Hoffnung auf einen Spitzenplatz, vielleicht den ersten Podestplatz seit 11 Jahren, ist bereits im 1. Lauf im Keim erstickt worden.
Das hat in erster Linie mit dem ernüchternden Abschneiden von Teamleader Loic Meillard zu tun. Er hat seine tolle Startnummer im ersten Lauf nicht genutzt. Seine Fahrt war brav und «viel zu rund», wie er selber bemängelt. Sein 14. Platz entspricht nicht seinem derzeitigen Leistungsvermögen.
Beherztere Auftritte zeigten Gino Caviezel und vor allem Marco Odermatt. Caviezel hat mit Platz neun die Erwartungen erfüllt. Und Odermatt hat mit seinem entfesselten und forschen Auftritt im zweiten Lauf eine weitere grosse Talentprobe abgelegt. Und das Stadion zum Vibrieren gebracht.
«Ich habe schon mit Odermatt trainiert. Er hat alles, was es braucht. Er kann einmal den Gesamtweltcup gewinnen und Olympiasieger werden». Das sagt nicht irgendwer. Das sagt Marcel Hirscher, der am Chuenisbärgli zum vierten Mal im Riesenslalom triumphiert. Der beste Skifahrer der Welt ist nach wie vor unersättlich. Und solange er so fährt wie im Moment, müssen alle anderen hinten anstehen.
Hirscher ist und bleibt der Massstab. Technisch, taktisch, athletisch – in allen Bereichen ist er einsame Spitze. Und die Ski-Schweiz muss sich weiter gedulden, bis es beim spektakulärsten Riesenslalom des Weltcups wieder Top-Platzierungen gibt.
Aber tröstlich: Bei diesem Potenzial ist es nur eine Frage der Zeit.