#allesdichtmachen
Corona versteht keinen Zynismus

Die Aktion #allesdichtmachen hätte auf unterhaltsame Art zum Denken anregen sollen. Doch der Schuss ging nach hinten los.
Publiziert: 25.04.2021 um 15:23 Uhr
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Dominik Hug, Leiter People-Redaktion.
Foto: Shane Wilkinson
Dominik Hug

Sie wollten witzig sein – und ernteten einen Shitstorm! Über fünfzig TV- und Kinostars sorgten in den letzten Tagen in Deutschland mit der Internetaktion #allesdichtmachen für grosses Aufsehen.

Schauspieler wie Jan Josef Liefers, Meret Becker, Heike Makatsch und Ulrike Folkerts verbreiteten bei Instagram und auf Youtube ironisch-satirische bis sarkastische Clips mit persönlichen Statements zur harten Corona-Politik der Regierung, zu Ausgangssperre, wirtschaftlicher Notlage und den Ohnmachtsgefühlen in der Bevölkerung.

Die Schelte folgte sofort: Von «ekliger Ironie» war die Rede, die Aktion sei ein «Ausdruck einer zunehmenden Resignation von eigentlich Vernünftigen». Ein SPD-Politiker forderte gar ein Berufsverbot für die beteiligten Schauspieler. Angesichts der noch immer viel zu hohen Anzahl von Menschen, die wegen Corona sterben, seien diese Statements bloss fader Zynismus, der niemandem helfe, sondern spalte, kritisierte der Pianist Igor Levit seine Künstlerkollegen.

Die Aktion hat Deutschland tatsächlich gespalten. Aber das ist zwischendurch auch gut so. Über die Corona-Politik und ihre Regeln, die alle Menschen gleichwertig betreffen, kann und muss in einer Demokratie offen debattiert, bisweilen auch laut gestritten werden. Dem schrecklichen Virus auch noch die Meinungsfreiheit zu opfern, wäre für die Gesellschaft fatal.

Fragwürdig ist einzig, ob Sarkasmus oder Zynismus die richtigen Mittel sind, um die Corona-Politik zu hinterfragen. Dass sie das nicht sind, haben mittlerweile auch einige der Stars erkannt und ihre #allesdichtmachen-Filmchen wieder aus dem Internet entfernt.


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