Teletext, das ist die Verschmelzung des veralteten Mediums Television mit der uralten Kommunikationstechnik Text. Vor exakt 50 Jahren in Grossbritannien erfunden und vor genau 40 Jahren bei uns eingeführt, erlebt die Plattform eine Renaissance und lässt Jungspunde wie Tiktok in der Nutzung hinter sich.
Die Wortkomposition Teletext ist eigentlich ein Widerspruch, denn gemäss Duden bedeutet Teletext «System zur elektronischen Übermittlung von Texten und ihrer Darstellung auf dem Bildschirm eines Fernsehgeräts». Text auf einem Bild(!)schirm – das ist wie tausend Worte zu einem Bild.
Dabei geht das Sprichwort umgekehrt: «Ein Bild sagt mehr als tausend Worte.» Deswegen setzen im digitalen Zeitalter alle auf (Bewegt-)Bild – Video-Tutorials auf Youtube statt Gebrauchsanleitungen, Ferienfotos auf Instagram statt Postkarten mit persönlichen Worten, Influencer auf Booktok statt Lesebeispiele.
Doch ganz offensichtlich misstrauen viele den Bildern und wollen wieder lieber einen nackten Text lesen und sich dadurch ein Bild machen. Das ist in Zeiten, in denen die Lesekompetenz abnimmt, ein ermutigendes Zeichen.
Facebook ist letztlich die Weiterentwicklung von Teletext: Das Bild auf dem Schirm hat sich zu einem Gesicht konkretisiert, der Text ist zu einem Buch angewachsen. Doch das soziale Medium ist gerade Jungen zu dick geworden, und sie benutzen lieber den schlanken Teletext statt Feissbuk – die Zukunft setzt auf die Vergangenheit, der Vergangenheit gehört die Zukunft.