Kommentar zum Depp/Heard-Prozess
Millionen von Tätern

In den sozialen Medien wurde im Fall Johnny Depp gegen Amber Heard lange vor der Urteilskündung entschieden – und das mit unvergleichbarer Schadenfreude und Häme. Ein Phänomen, das wohl auch die Laien-Jury beeinflusst haben dürfte.
Publiziert: 05.06.2022 um 10:02 Uhr
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Aktualisiert: 16.07.2022 um 13:24 Uhr
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Patricia Broder ist People-Redaktorin bei der Blick-Gruppe.
Foto: Blick
Patricia Broder

Sie ist die grosse Verliererin im Hollywood-Megaprozess: Amber Heard (36). Im Gerichtsfall zwischen der Schauspielerin und ihrem Ex-Mann Johnny Depp (58) hat die Jury klar zugunsten von Depp entschieden. Heard muss ihrem Ex-Mann acht Millionen Franken Schadenersatz zahlen.

Als wohl erste prominente Frau musste Heard zuvor vor laufenden TV-Kameras im Gericht über ihren vermeintlichen sexuellen Missbrauch durch ihren Ex-Mann aussagen – das Spektakel wurde von Millionen Zuschauern weltweit verfolgt. Ob Heards Anschuldigungen glaubwürdig sind, entschieden am Ende aber nicht ausgebildete Juristen, sondern eine Laien-Jury. Damit besteht die Gefahr, dass sie emotionaler urteilen als professionelle Richter und es so zu Fehlurteilen kommen kann.

Ein Umstand, der Johnny Depp in die Hände gespielt haben dürfte. Durch seinen Superstarstatus hat er ohnehin eine riesige Fangemeinde. Kein Wunder also, dass Depp in den sozialen Medien schon vor Prozessbeginn von einer überwältigenden Mehrheit zum Opfer und seine Ex-Frau zur Lügnerin erklärt wurde: In Millionen von Clips und Textbeiträgen wird Amber Heard gedemütigt, beleidigt und lächerlich gemacht.

Wir werden wahrscheinlich nie erfahren, wer von beiden welche Schuld trägt. Aber eines ist klar: Jeder, der voller Schadenfreude auf Youtube, Tiktok und Co. die öffentliche Vernichtung eines Menschen feiert, wird selber zum toxischen Täter.

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