Im zukünftigen Lebensraum Panterra wird noch kräftig gebaut, die Eröffnung ist erst Anfang 2025. Doch schon jetzt kommen die ersten zukünftigen Bewohner im Zoo an. Nicht etwa Löwe, Tiger oder Schneeleopard. Die Neuen sind deutlich kleiner, passen gut in eine kleine Plastikdose und haben nicht den Beliebtheitsgrad von Grosskatzen. Für das Funktionieren unseres Ökosystems sind sie aber mindestens genauso wichtig wie die grosstatzigen Fellbüschel. Die Rede ist von Insekten, oder besser gesagt von Wirbellosen. Denn zu denen gehören neben den Insekten auch zahlreiche andere Tiergruppen wie beispielsweise die Spinnentiere.
Von ihnen gibt es seit wenigen Tagen ein paar mehr im Zoo. Im Panterra entsteht nämlich neben dem Lebensraum für Grosskatzen auch ein Lebensraum für Wirbellose. Und im Gegensatz zu dem der Katzen ist dieser auch für unsere Gäste begehbar.
So kann man sich zukünftig mitten unter Käfer, Stabheuschrecken, Gottesanbeterinnen, Tausendfüsser und eben auch Spinnen begeben, um diese spannende Tiergruppe aus nächster Nähe kennenzulernen. Wer sich das bei Spinnen nicht traut, kann passenderweise im Vorfeld bei uns im Zoo den sehr beliebten Kurs gegen Spinnenphobie besuchen – bisher mit 100 Prozent Erfolgsquote.
Was sich für Sie spannend bis ekelerregend anhört, ist für uns in vielerlei Hinsicht eine enorme Herausforderung. Zum einen tierpflegerisch: Unser Team im Bereich Panterra kennt sich bestens mit der Pflege von Grosskatzen aus, aber Wirbellose gehörten bisher nicht in ihr Repertoire.
Auch in den anderen tierischen Abteilungen im Zoo sind Wirbellose bisher nicht stark vertreten, dementsprechend bescheiden ist unser Fachwissen über diese Tiergruppe. Daher nutzt das Grosskatzen-Team die Abwesenheit der Grosskatzen während der Bauphase, um sich in anderen europäischen Zoos und in Zusammenarbeit mit Schweizer Fachleuten in der Haltung und Zucht von Wirbellosen weiterzubilden.
Auch tierhalterisch ist der zukünftige Insektenwald eine Herausforderung. Man kennt die Haltung bestimmter Wirbelloser wie z. B. Vogelspinnen in kleinen, gut kontrollierbaren Terrarien. Auch begehbare Schmetterlingshäuser sind wohlbekannt.
Nach begehbaren Räumen mit anderen Wirbellosen muss man allerdings länger suchen. Unser Insektenwald mit ca. 100 Quadratmetern Grundfläche und einer Deckenhöhe von rund 6 Metern hat also ein ganz anderes Volumen als ein handelsübliches Terrarium. In so einem grossen Raum die klimatischen Bedingungen für unsere neuen Schützlinge so zu kontrollieren, wie sie sie benötigen, ist für uns Neuland.
Auch die Futterkontrolle ist hier deutlich komplexer. Ganz zu schweigen von der Inventur, um festzustellen, wie viele Tiere einer Art wir gerade haben. Daher ist es wichtig, mit genügend Zeit den Insektenwald zu besiedeln und so erste Erfahrungen sammeln zu können.
Dafür trudeln schon jetzt die ersten Bewohner ein. Unter anderem die erwähnten Spinnen, oder konkreter: die Madagaskar-Seidenspinne – eine handgrosse, wunderschön schwarz, goldgelb gezeichnete Vertreterin der Seidenspinnen, die mit ihrem zwei Meter grossen Netz aus golden schimmernden Fäden ein Magnet für alle Nicht-Spinnenphobiker im Insektenwald sein wird.
Eines der Weibchen, vom Team liebevoll «Trudi» getauft, hat kurz nach der Ankunft einen ersten Kokon gebaut und so die Anzahl Spinnen im Zoo Zürich direkt deutlich gesteigert. Pro Kokon schlüpfen bis zu 500 Mini-Spinnen.