Zoologisch – Zoodirektor Severin Dressen über den Hyazinthara
Rettet den Papagei

Er ist der grösste seiner Art und hat ein kobaltblaues Gefieder. Doch der Hyazinthara ist gefährdet. Zoodirektor Severin Dressen erklärt am Beispiel des Riesenpapageis, mit welchen Aufgaben der Zoo einer Tierart hilft.
Publiziert: 14.02.2024 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 14.02.2024 um 15:06 Uhr
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Hyazintharas sind die grössten Papageien der Welt. Ihr Gefieder ist kobaltblau.
Foto: Enzo Franchini
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Severin DressenDirektor des Zoo Zürich

Vorwitzig, fast schelmisch kann er sein, wenn er um die Ecke lugt und sein Gegenüber genau beobachtet. Auch wenn er zum Kreischen tendiert, im Grund ist er enorm sprachbegabt, zudem hochintelligent und – wenn er will – zerstörerisch. Dann hält fast nichts seinen Kräften stand. Der «blaue heilige Fluss», so sein Name übersetzt aus der südamerikanischen Sprache Quechua, ist voller Gegensätze. Wir kennen ihn besser unter seinem deutschen Namen Hyazinthara. Er ist der grösste Papagei der Welt, hat ein knallig kobaltblaues Gefieder, und sein Bestand ist in der Natur gefährdet: Seine Schönheit und sein Redetalent wurden ihm zum Verhängnis. 

Tausende Tiere wurden für den illegalen Handel gefangen und landeten in (oftmals schlechten) Haltungen angeblicher Tierfreunde. Zusätzlich wurde ein grosser Teil des Lebensraums der Papageien zerstört. Das Pantanal, das grösste Binnen-Feuchtgebiet der Erde, gelegen mitten im Herzen von Südamerika, eignet sich für den Anbau von zwei globalen Exportschlagern: Soja und Rindfleisch. 4300 wilde Hyazintharas gibt es heute noch, und die Gefahren sind nicht gebannt. 4300 sind nicht viel. Es hat mehr E-Trottis in Zürich als Hyazintharas in der Natur. Damit ist der Hyazinthara ein ideales Beispiel dafür, wie moderne Zoos durch ihre vier Aufgaben Naturschutz, Artenschutz, Forschung und Bildung helfen können.

Seit 2020 arbeitet der Zoo Zürich mit der brasilianischen Naturschutzorganisation Instituto Arara Azul zusammen, die sich dem Schutz des Pantanals und besonders seiner blauen Papageien verschrieben hat. Ein grosses Problem für die Aras ist der Verlust grosser alter Bäume, in die sie ihre Bruthöhlen bauen können. Daher fördern wir den Ausbau zusätzlicher Nisthöhlen. Knapp 60 kamen in der letzten Brutsaison dazu, was die Gesamtzahl der Nester auf über 320 erhöhte. 

Parallel dazu bauen wir eine Reservepopulation in Europa auf. Über 300 Tiere bilden das Europäische Erhaltungszuchtprogramm, das seit kurzem vom Zoo Zürich organisiert wird. Mit über 70 Tieren haben wir auch die grösste Zuchtpopulation weltweit. 

Um die Aras effektiver schützen zu können, müssen wir sie und ihre Bedürfnisse besser verstehen. Forschungsprojekte, im Pantanal und hier in Zürich, helfen uns dabei. Nach der Fertigstellung der Pantanal-Voliere werden wir dort unsere Hyazintharas im Schwarm beobachten können und so wichtige Prozesse wie beispielsweise die Partnerwahl besser verstehen. Schon jetzt nutzen wir unsere Zuchtpaare für die Erforschung des Brut- und Fortpflanzungsverhaltens der Tiere und können so erfolgreich nachzüchten. Etwas, was vielen Zoos noch nicht gut gelingt. Obwohl wir nur etwa 20 Prozent aller Aras in Europa halten, schlüpften bei uns im letzten Jahr 75 Prozent aller europäischen Nachzuchten.

Mit der Pantanal-Voliere starten wir ab 2028 auch unsere Bildungsarbeit für Hyazintharas. Wir lassen unsere Gäste eintauchen in den Lebensraum des Pantanals, begeistern sie für die Schönheit ihrer tierischen Bewohner und zeigen ihnen am Ende ganz konkret auf, wie unser Essverhalten – weniger Rindfleisch und Soja aus dem Pantanal – direkt zum Schutz der Aras beiträgt. 

Vier verschiedene Ansätze, die alle dazu beitragen sollen, dass es auch in Zukunft den «blauen heiligen Fluss» geben wird.

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