Zoologisch – Zoodirektor Severin Dressen erklärt
Die Hyäne frisst bei uns regional

Zoodirektor Severin Dressen (34) erklärt, wie der Zoo Zürich mit Fleisch als Nahrung umgeht – für Mensch und Tier.
Publiziert: 09.11.2022 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 05.11.2022 um 19:59 Uhr
Die Hyänen bekommen in Zürich ein Schaf aus dem Zoo.
Foto: Zoo Zürich
Severin Dressen

Viele unserer Tiere ernähren sich von Fleisch und Fisch. Und dies wird sich nicht ändern. Viele unserer Besucherinnen und Besucher konsumieren bei uns im Zoo ebenfalls Fleisch und Fisch. Hier, allerdings, lässt sich eine Verhaltensänderung feststellen. Analog zum Trend, der in der gesamten Schweizer Bevölkerung festzustellen ist: Mit Ausnahmen sinkt der Pro-Kopf-Fleischkonsum seit den 80er-Jahren, wenn auch langsam. Um dem Bedürfnis nach mehr vegetarischen oder veganen Alternativen gerecht zu werden, hat der Zoo Zürich früh reagiert und sein Gastroangebot angepasst.

Heute sind knapp die Hälfte unserer angebotenen warmen Gerichte fleischlos. Im Zoo liegt der Verkaufsanteil der warmen, vegetarischen Hauptmahlzeiten bei 44 Prozent. Wenn man eine Wurst, die wir an unseren Wurstständen verkaufen, ebenfalls als Hauptmahlzeit rechnet, liegt der fleischlose Anteil immer noch bei einem Drittel. In Anbetracht dessen, dass sich in der Schweiz nur ungefähr 5 Prozent der Bevölkerung ausschliesslich fleischlos ernähren, ist dies ein sehr hoher Anteil.

Woher kommen unser Fleisch und unsere Fische? Bereits vor Jahren hat der Zoo entschieden, ausschliesslich auf Schweizer Produkte zu setzen. Das bedeutet: kein Crevettencocktail und auch kein Meeresfisch – zumindest für unsere Gäste. Denn natürlich ernähren wir unsere Meerestiere artgerecht – Garnelen für unsere Meeresfische und wiederum Meeresfische für unsere Seehunde und Pinguine.

Schauen wir uns den Speiseplan unserer tierischen Fleischfresser an, sehen wir, dass dieser sehr vielseitig ist. Bei den Vögeln stehen kleine Mehlwürmer auf dem Menü, der Löwe verspeist ganze Rinderteile. Eines ist den Tieren aber gemeinsam: Sie bekommen ausschliesslich Schweizer Fleisch verfüttert, möglichst aus dem lokalen Umland. Und manchmal ist dieses lokaler als lokal … denn: Wir verfüttern auch Tiere aus unserem eigenen Zoo.

Es kommt immer wieder vor, dass wir Tiere aus unserem Betrieb schlachten müssen. Warum tun wir das? Die Gründe dafür sind sehr unterschiedlich: Es kann passieren, dass sich ein Tier verletzt und es keine Heilungsmöglichkeit gibt. Es kann sein, dass wir Tiere haben, die wir nicht länger halten können. Weil zum Beispiel unser Leierhirsch aus territorialen Gründen keinen anderen erwachsenen Hirsch neben sich akzeptiert und uns kein anderer Zoo einen geeigneten Platz für ihn anbieten kann.

So kann es vorkommen, dass wir ein junges Hirschmännchen schlachten müssen. Was auf den ersten Blick befremdlich erscheinen mag, macht auf den zweiten Blick viel Sinn: Unsere Fleischfresser brauchen Fleisch. Ob dies ein Hirsch aus dem Zoo ist oder eine Kuh vom nahe gelegenen Bauernhof, macht für das Raubtier keinen Unterschied. Wir aber sind sicher, dass der Hirsch bis zum Moment der Schlachtung die besten Lebensbedingungen bei uns hatte und er aufgrund seines Futters – ohne Antibiotika und Medikamente – zum besten Fleisch für unsere Tiere wird.

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