Auf Airbnb wird man bewertet. Bin ich ein guter oder schlechter Gast? Die Wahrheit kann hart sein. Dazu gleich mehr.
Warum ich über den bekannten Ferienwohnungsvermittler schreibe? Airbnb boomt nach der Pandemie so richtig! Am Mittwoch teilte das kalifornische Unternehmen mit, dass man 2022 erstmals in der 15-jährigen Firmengeschichte einen Jahresgewinn erwirtschaftet hat. Das Start-up aus dem Silicon Valley ist somit definitiv erwachsen geworden. Die Aktie legte um 25 Prozent zu.
Zum Geschäftsmodell von Airbnb gehören auch die Bewertungen. So können einerseits Gäste sichergehen, dass es sich um eine gute Unterkunft und um nette Vermieter handelt. Andererseits sehen die Gastgeber, ob es freundliche Gäste sind. Eine Anfrage können sie ablehnen – ohne weitere Begründung.
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Bewertungen sind persönlich
Oft sind die Bewertungen persönlich. Das klingt unter anderem so: «Nicola war ein grossartiger Gast. Er war sauber, respektvoll, kommunikativ. Ich würde ihn definitiv jedem Gastgeber empfehlen.» Manchmal sind sie sogar richtig überschwänglich: «Nicola war ein Highlight der letzten sechs Jahre […] Er steht jetzt ganz oben in meiner Ruhmeshalle der Gäste – eine elitäre Gruppe, die ich als Familie betrachte.»
Ja, ich weiss: Du willst nicht die tollen Bewertungen, sondern die schlechte Nachricht lesen. Ich habe mir lange überlegt, ob ich diese im Wortlaut an dieser Stelle wiedergeben soll. Meine involvierten Freunde haben vehement davon abgeraten. Und auch ich musste mir ehrlich eingestehen: Diese eine Bewertung ist schlicht zu peinlich – schliesslich könnte hier auch meine Mutter noch mitlesen.
Wirtschafts-Briefing
«Ich kann Lucas und seine Freunde nicht empfehlen»
Die Bewertung erhielten wir vor einigen Jahren nach einem Städtetrip. Gebucht hat mein Kumpel Lucas – der in Wirklichkeit anders heisst. Der Schuldige war eigentlich gar nicht Lucas. Sondern Stefan – der in Wirklichkeit auch anders heisst.
Doch wir alle hätten am nächsten Morgen – wie es sich gehört – die Wohnung «besser» hinterlassen sollen. Die Nacht war zu kurz, die Augen zu klein. Eine Entschuldigung ist das nicht. Alle haben an diesem Morgen versagt.
Jetzt ist es eben so, wie es ist. Auf meinem Airbnb-Profil sieht man heute neben 16 guten Bewertungen auch diese eine miserable und peinliche Rezension. Eine Jugendsünde – doch Airbnb vergibt und vergisst nicht.
Aufgenommen werde ich trotzdem noch. Eine Gastgeberin sprach mich sogar mal auf diese Bewertung an. Ich erzählte ihr die Geschichte. Sie hat gelacht und meinte: «Zum Glück ist Stefan diesmal nicht dabei. Oder?»