Hier geht es um soziale Akzeptanz beziehungsweise um fehlende Achtung. Es ist alltäglich geworden, über Flüchtlinge herzuziehen, über Homosexuelle, über Juden, über Dunkelhäutige, über Frauen, über Umweltschützer. Das Internet bietet dafür eine gigantische Bühne, und die sozialen Medien lassen es weitestgehend zu, auch die Zeitungen moderieren die Online-Kommentare nur nachlässig. Die ekelhaftesten, niederträchtigsten Dinge werden geschrieben – und stehen gelassen.
Leider macht sie das zur Norm und somit harmlos. Mit der Pelzmode verhält es sich genau gleich: Läuft eine einzelne Frau damit herum, wird sie zu Recht als skrupellose Tierquälerin beschimpft; tun es Zehntausende von jungen Menschen, stört sich kaum wer daran.
Aber nicht nur das Kontrollversagen im Netz gibt der Diskriminierung Aufschub – es sind auch die rechtspopulistischen Parteien wie die SVP, die AfD, die FPÖ etc., die durch die ständige Wiederholung ihrer widerwärtigen Lügen seit Jahren mit grossem Erfolg eine Stimmung erzeugen, in der man einerseits überzeugt ist, «nichts mehr sagen zu dürfen», andererseits aber alles sagt, was einem in den Sinn kommt.
Es ist eine Schande, dass diese Hetze im Namen der Meinungsfreiheit bestehen darf. Der tiefere Grund für diese ganze Wut ist jedoch individuell. Viele Menschen sind enorm unzufrieden; mit ihrer Beziehung, ihrem Job und überhaupt ihrem Leben. Weil sie nicht wissen, wie sie daran etwas ändern können, staut sich immer mehr Frustration an, die schliesslich völlig idiotisch ventiliert, nämlich gegen ihre Kinder und gegen fremde Unschuldige. Was Ihre Tochter hier erlebt, ist also genau genommen nicht Diskriminierung, sondern kollektiver seelischer Schmerz. Sie ist das Opfer von Menschen, die das Opfer von mangelnder Selbstachtung sind – und genauso zu bedauern.