Wir kennen diese Dynamik sowohl im freundschaftlichen als auch im romantischen Rahmen: Wir finden jemanden sympathisch, kommen ihr beziehungsweise ihm näher – und stellen fest, dass unsere Weltanschauungen zumindest teilweise massiv auseinandergehen. Das kann bereichernd sein, meist ist es aber nur nervig, weil unsere Toleranz halt nun einmal ihre Grenzen hat und bestimmte Positionen schlicht unvereinbar sind. Vor allem, wenn es um Grundsatzfragen geht.
Anhänger und Gegner der Homöopathie beispielsweise werden einander immer komplett bescheuert finden, und eine Freundschaft zwischen ihnen ist nur möglich, indem sie das Thema bewusst ausklammern. Es führt sonst nur zu Streit, der wiederum nirgendwohin führt, weil die Meinungen ja gemacht sind. Redet der eine von Schwingungen, verdreht der andere die Augen, weil er ausschliesslich wissenschaftliche Nachweise akzeptiert.
In Ihrem Fall ist es genau gleich: Ihre Kollegin hat eine Sicht auf die Welt, mit der Sie prinzipiell nichts anfangen können, und umgekehrt. Dennoch scheinen Sie einander zu mögen, sonst würden Sie ja nicht zusammen am Tisch sitzen.
Es stellen sich somit zwei Fragen: 1. Können Sie einander auch so dulden? Die Frage geht wohl vor allem an Ihre Kollegin und sollte dieser auch so gestellt werden: Kannst du es aushalten, Zeit zu verbringen mit jemandem, der in deinen Augen völlig falsch liegt, ohne ihn ständig retten zu wollen? Und 2.: Finden Sie genügend andere Themen? Sagen Sie Ihrer Kollegin, was Sie an ihr mögen, und warum Sie sie weiterhin treffen möchten. Bitten Sie sie, das Gleiche zu tun. Vielleicht entsteht so eine Freundschaft. Vielleicht finden Sie aber auch endlich einen Anlass, Ihre Bemühungen einzustellen. Denn wie gesagt: Gewisse Positionen sind nicht kompatibel – und viele Kompromisse nur schädlich.