Nun, die tatsachengetreue Formulierung müsste lauten: Ihr Mann ist teil-IV geworden, und Sie nehmen es seither auf sich, das Einkommen für Sie beide zu erwirtschaften. Für Ihren Mann ist es bestimmt nicht einfach, körperlich oder seelisch eingeschränkt zu sein. Man kann sich gut vorstellen, wie ein Unfall, eine angeborene Behinderung oder ein psychischer Zusammenbruch die Freude am Leben zu trüben vermögen. Und damit auch die Lust zu arbeiten.
Dennoch liegt bei Ihrem Mann nur ein teilweiser Invaliditätsgrad vor, kein hundertprozentiger; es wäre ihm also durchaus möglich, einen Beitrag zu leisten. Es gibt aber Gründe, warum er das nicht will, so wie es Gründe gibt, weshalb Sie das hinnehmen.
Ihrem Mann ist nicht gedient, wenn er seine Einschränkung zum Anlass nimmt, keine Anstrengung mehr zu leisten und sich in Ihre Abhängigkeit zu stellen. Auf den ersten Blick mag das ja ganz verlockend wirken, aber es ist auf jeder Ebene ungesund. Man macht sich klein, wenn man nichts macht.
Reden Sie mit Ihrem Mann darüber, warum er sich nicht einbringen will und wie er sich seine Zukunft vorstellt. Was er sich noch wünscht vom Leben und Ihrer Beziehung. «Nichts» kann ja nicht die Antwort sein. Dann interessiert er sich weder für das Leben noch für die Beziehung, und das wäre fatal. Sagen Sie ihm auch, was Ihre Bedürfnisse sind. Was Sie sich noch wünschen, was Sie brauchen – auch von ihm als Partner. Es ist Ihr Recht, diese Dinge zu äussern, so wie es sein Recht ist, sie zu hören.
Setzen Sie sich also miteinander hin und reden Sie offen über Ihre Partnerschaft – vielleicht am besten im Beisein einer Fachperson. Vermutlich werden Sie dabei erkennen, dass die Teilinvalidität Ihres Mannes gar nicht der Angelpunkt der Diskussion ist, sondern dass es um eine Reihe von ganz anderen Dingen geht.