Verlor er mit der Wahlniederlage den Wahn, sich selbst zu mögen? Was kann einem narzisstisch Kranken und offenbar tödlich Gekränkten, einem mit Gelassenheit, Grossmut und Selbstironie herzlich unbegabten Verlierer Tröstendes gesagt werden? Einem Verlierer, der Verlierer zutiefst verachtet und nie und nimmer anerkennen mag? Einem Verlierer also, der einem Vampir begegnet, sich selbst, und dabei weder Kreuz noch Knoblauch zur Hand hat.
Erstens, Baby, it's okay, Baby, schlaf nun selig und süss, schau im Traum 's Paradies, shit happens. Erfolg ist eine vernachlässigbare Grösse. Versagen hingegen, Versagen ist überall und unvermeidbar. Es mag sein, dass sehr erfolgreiche Leute oft risikofreudig sind. Doch ist dies eine Eigenschaft, die ebenso auf erfolglose Leute zutrifft. Als ehemaliger Unternehmer müsste er das wissen: 80 bis 90 Prozent aller Innovationen verpuffen. Als Illustration dafür könnte das «Museum des Scheiterns» im schwedischen Helsingborg besucht werden. Da würde er denn auch auf ein früheres Selbst treffen: Die Produkte «Trump Vodka», «Trump Steaks» und das Brettspiel «Trump: The Game» waren auf dem Markt maximal gescheitert.
Die Coolness der alten Griechen
Zweiter Versuch: It's okay, Baby, schlaf nun selig und süss, schau im Traum 's Paradies, Baby, denn ja, Baby, es ist gut, sehr weise, Baby, es sich einzugestehen, wenn ein Spiel verloren ist. Das wussten schon die alten Griechen. Die Stoiker. Sie wussten, dass der endlos rastlose Kampf ums Erreichen bestimmter Ziele uns vor allem eines macht: unglücklich. Wenn man sie nicht erreicht. Und wenn man sie erreicht, erst recht. Weil, was dann? Also suchten die Stoiker nicht Glück, sondern Ruhe. Also kultivierten sie eine Art gleichgültiger Coolness gegenüber Umständen aller Art. Sie mieden Versagergefühle nicht, im Gegenteil, sie umarmten und analysierten sie: Du hast eine Wahl verloren? Okay. Du denkst, eine Wahl zu verlieren, sei das Ende der Welt? Aber ist es das? Siehe oben.
Ich scheitere, also bin ich
Drittens, Baby, it's okay, Baby, schlaf nun selig und süss, schau im Traum 's Paradies. Denn glücklich, Baby, wer das Scheitern als Scheitern annehmen kann. Nicht: Ich scheitere, also werde ich es eines Tages allen zeigen. Sondern: Ich bin, also scheitere ich. Und auch: Ich scheitere, also bin ich. Alles wird gut.
Ursula von Arx mag, wie Bob Dylan, ein anderer berühmter Amerikaner, schon vor 55 Jahren sang, dass es nämlich keinen grösseren Erfolg gebe als das Scheitern, und dass Scheitern kein Erfolg sei. Von Arx schreibt jeden zweiten Montag im BLICK.