Wachsen, wachsen, wachsen. Mehr ist mehr! So funktioniert unser Wirtschaftssystem. Nach diesem Motto geschäften die meisten Firmen in diesem Land, ja auf der ganzen Welt.
Für viele Branchen und Unternehmen scheint das potenzielle Wachstum beinahe unendlich zu sein. Solange ein Autokonzern keine globale Monopolstellung hat und jedes einzelne Auto aus seiner Fabrik stammt, werden dem Unternehmen die Wachstumsziele nicht ausgehen. Es gibt immer neue Märkte, die erschlossen werden können. Es gibt immer einen Konkurrenten, dem Marktanteile abgejagt werden können. Scheinbar alles kein Problem.
Man kann von dieser Wirtschaftsdoktrin halten, was man will. In einigen Bereichen sind die negativen Auswüchse aber unübersehbar. Es gibt Branchen, wo das Wachstum natürliche Grenzen hat.
Besonders gilt das für den Tourismus: Die Luzerner Altstadt lässt sich nicht vergrössern. Die Bahnhofstrasse in Zermatt ist so breit, wie sie ist. Und der Platz auf dem Jungfraujoch und dem Titlis ist ebenfalls beschränkt.
Einige Touristiker scheinen das vergessen zu haben. Die Jungfraubahnen chauffierten 2019 täglich 2900 Menschen aufs Jungfraujoch. Die Titlis Bergbahnen begrüssten im letzten Geschäftsjahr vor Corona 3400 Menschen pro Tag. In Zukunft sollen es noch mehr werden. Die Betreiber haben kaum eine andere Wahl. Die Firmen sind börsenkotiert und deshalb Aktionären verpflichtet, die nur ein Ziel haben: eine Rendite, die Jahr für Jahr steigt. Ohne Wachstum geht das nicht. Störrische Berge hin oder her.