Es sind unerträgliche Bilder, die gestern in den sozialen Medien zu sehen waren. Ein Jeep mit schwer bewaffneten arabischen Terroristen fährt im Schritttempo durch eine johlende Menge. Auf der Ladefläche bäuchlings eine gefesselte israelische Frau, bis auf die Unterwäsche entkleidet. Wer die Männer genau sind, wird nicht klar, die Identität der Geisel ebenso wenig, erst recht nicht, welches Schicksal ihr blüht.
Die Attacke der radikalislamischen Hamas gegen die einzige Demokratie im Nahen Osten schockiert die Welt und weckt dunkle Erinnerungen an die blutige Vergangenheit dieser Gegend. Wie immer bei solchen Ereignissen gilt: Wer so etwas ausführt, muss sich in Sicherheit wiegen. Die palästinensischen Fundamentalisten unterhalten nicht nur beste Beziehungen zu Teheran, sondern auch zu Moskau. Im Frühling war eine Hamas-Delegation zu Besuch in der russischen Hauptstadt; die Führung in Gaza hält im Angriffskrieg gegen die Ukraine zu Wladimir Putin.
Man soll die Sünden der israelischen Regierung, deren Siedlungspolitik, das Sägen am Rechtsstaat und anderes nicht verschweigen. Die romantisierende Solidarität mit Palästina jedoch bettet sich auffällig in jene Litanei vom sogenannten globalen Süden ein, vom herbeiersehnten Gegenentwurf zum bösen, kapitalistischen Westen. Russlands Kriegstreiber Putin versteht es bestens, auf dieser Welle zu reiten und die Staaten von Brasilien bis Indien, von China bis Iran zu einer vermeintlich stabilen Achse zu formen, zu einem Parvenu der Weltpolitik, einer antiamerikanischen Internationale.
Unterstützt wird diese Bewegung im Westen von einer Phalanx aus Pazifismus-Parlierern und Klappentextphilosophen, zusammengesetzt aus rechtsnationalen und linksideologischen Publizisten im moralischen Niemandsland. In diesem Windschatten bewegen sich die islamischen Gotteskrieger, die gestern Morgen Israel, den Staat mit der stärksten Armee der Welt, in Angst und Schrecken versetzen konnten. Die Toten und das Blut vom 7. Oktober 2023 markieren ein dunkles Kapitel im Heiligen Land – und sie entlarven das naive Gerede vom globalen Süden. Es gibt nur eine Wahl: jene zwischen der freien Welt und der unfreien.