Die simple Welt der Ems-Chefin
«Publikation von SonntagsBlick ist politisch motiviert»

Magdalena Martullo-Blocher versucht, die Kritik an den Zuständen bei Ems-Chemie als politische Kampagne zu diskreditieren. Die Unternehmerin, die für die SVP im Nationalrat sitzt, macht es sich damit zu einfach, meint SonntagsBlick-Wirtschaftsredaktor Thomas Schlittler.
Publiziert: 19.11.2023 um 10:21 Uhr
Thomas Schlittler, Wirtschaftsredaktor SonntagsBlick
Foto: Thomas Meier
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Thomas SchlittlerWirtschaftsredaktor

SonntagsBlick veröffentlichte eine Reihe von Artikeln über die Arbeitsbedingungen bei Ems-Chemie. Vergangene Woche holte deren Chefin zum Gegenschlag aus. In einer Mitteilung ans Personal schrieb Magdalena Martullo-Blocher: «Die Publikation ist politisch motiviert.»

Es ist nicht das erste Mal, dass die Familie Blocher – vor allem bekannt durch ihr Engagement in der SVP – auf Beanstandungen ihres unternehmerischen Handelns mit diesem Abwehrreflex reagiert. Gibt es überhaupt irgendeine Form der Kritik, die Martullo-Blocher nicht als «politisch motiviert» taxieren würde?

Klar ist: Würden bei der Firma Hinz und Kunz in Hintertupfingen Zustände herrschen wie bei Ems, hätte SonntagsBlick nicht im gleichen Umfang berichtet. Würden Beschäftigte von Emmi, Migros, Nestlé, Victorinox oder Rivella ähnliche Erscheinungen beklagen – und Belege dafür liefern – würden wir dies ebenfalls recherchieren. Völlig unabhängig vom Parteibüchlein der jeweiligen Konzernspitze.

Es waren aber Ems-Mitarbeitende, die sich an SonntagsBlick gewandt haben. Gewiss nicht aus politischen Gründen. Mehrere. Unabhängig voneinander. Diese Tatsache spricht für sich. In der Schweiz braucht es viel, bis sich Arbeitnehmende zu einem solchen Schritt durchringen. Martullo-Blocher täte gut daran, diese Hilferufe ernst zu nehmen und für ihre 2700 Mitarbeitenden Verbesserungen aufzugleisen. 

Allein das war und ist das Ziel unserer Berichterstattung.

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