Das Bild vom voll flexiblen Vollzeit-Captain, dessen Partnerin sich alleine um die Kinder kümmert, ist längst überholt. Dennoch erstellt die Swiss ihre Einsatzpläne immer noch auf den letzten Drücker und gewährt selbst bei Teilzeitpensen keine fixen Freitage – das ist aus der Zeit gefallen. Anderen Berufsgruppen, darunter Pflegerinnen, Buschauffeuren oder Ärztinnen, geht es ähnlich, doch dies allein ist kein Grund, nicht aufzumucken.
Dennoch sollten die Piloten mit ihrer Streikdrohung vorsichtig sein, sonst verspielen sie sich sämtliche Sympathien. Denn allzu gross sind die Solidarität und das Verständnis für ihre Anliegen nicht: Bei langjähriger Erfahrung verdienen sie mehr als 200'000 Franken im Jahr. Ein Lohn, von dem andere Berufsgruppen nur träumen können. Auch, dass Reisen zu den Berufsprivilegien der Piloten gehört, lässt manch einen vor Neid erblassen.
Hinzu kommt, dass «normale» Berufstätige pro Monat im Schnitt 8,6 Tage freihaben, plus allfällige Feiertage. Kurzstreckenpiloten haben durchschnittlich 9,8 Tage pro Monat frei, auf der Langstrecke sind es gar 11,5. Wann sie freihaben, wissen die Piloten zwar erst kurzfristig. Unter dem Strich arbeiten sie trotzdem weniger als viele andere. Angesichts dieser Verhältnisse würde den Piloten ein wenig mehr Bodenhaftung gut stehen.