Der künftige US-Präsident schafft es nicht allein
Biden braucht unsere Hilfe!

Die USA rasen ungebremst in die Corona-Katastrophe, die Wahlbetrugsvorwürfe werden immer absurder (so weit das überhaupt noch geht). Wer oder was hilft? Hoffentlich wir.
Publiziert: 22.11.2020 um 14:38 Uhr
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Aktualisiert: 23.11.2020 um 20:02 Uhr
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Auslandsredaktorin Fabienne Kinzelmann verfolgt Amerikas Schmierenkomödie beruflich.
Foto: Paul Seewer
Fabienne Kinzelmann

Am Mittwoch erreichte Rudy Giuliani einen neuen Tiefpunkt. Vierzig Minuten schwafelte Trumps persönlicher Anwalt bei einer Pressekonferenz vom angeblichen Wahlbetrug – während ihm sein Haarfärbemittel auf beiden Seiten die Schläfen hinunterlief. Amerika, eine Schmierenkomödie?

«Unser Wahlsystem ist in Ordnung. Ich glaube eher, Rudy ist kaputt», kommentierte US-Comedian Jimmy Kimmel den bizarren Auftritt. Der Mann, der als «Amerikas Bürgermeister» einst New Yorks Trümmer aufräumte und jetzt nur noch Trump hinterherräumt, verstrickt sich immer tiefer in Verschwörungstheorien.

Giulianis Auftreten ist Teil einer Ego-getriebenen Polit-Show der Trump-Regierung, die längst weiss, dass sie verloren hat. Und Chaos stiftet, statt die Corona-Krise in den Griff zu bekommen, die bei ungebremster Entwicklung bis zu Bidens Amtsantritt rund 2,8 Millionen Neuinfektionen haben könnte – täglich. Allein seit der US-Wahl sind 18'927 Amerikaner an Covid-19 gestorben.

Statt Pandemiebekämpfung twittert Trump weiter haltlos über den angeblichen Wahlbetrug und verhindert eine saubere Amtsübergabe, während just etwa Georgia das Wahlergebnis für Joe Biden final erklärt hat.

Trump hat mit seinen Schulden im Milliardenbereich und drohenden Verfahren bei Immunitätsverlust einen Haufen persönlicher Interessen, möglichst lange im Amt zu bleiben. Die führende Republikaner-Riege, die ihn nach wie vor stützt, einen Haufen ideologischer.

Die Folgen sind verheerend. Zwei Wochen nach der Wahl sind die USA nicht nur in Sachen Corona-Bekämpfung gespalten, sondern auch über das Fundament einer jeden Demokratie: freie und faire Wahlen. Laut einer neuen «Pew»-Umfrage glauben 94 Prozent der Biden-Wähler an eine saubere Wahl. Bei den Trump-Wählern sind es nur 21 Prozent.

Biden schafft es nicht allein, dieses gespaltene Amerika zu einen. Davon ist Timothy Snyder überzeugt. Bei einem Vortrag in Zürich warb der bekannte US-Historiker dafür, dass Europa – und ja: auch die Schweiz! – Biden helfen müssen. «Biden braucht dringend ein paar einfache Erfolge. Egal, ob beim Klima, einer gemeinsamen Linie in Belarus oder in Sachen Corona», sagte Snyder. Europa könnte etwa die Einreise- und Quarantäneregeln für US-Bundesstaaten lockern, welche die Ausbreitung des Virus unter Kontrolle haben. Am Erfolg der Biden-Administration hängt schliesslich die Zukunft der demokratischen Institutionen in den USA.

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