Gebrauchte Kleidung gibt es jetzt auch online. Das macht sie salonfähig – vor allem für jüngere Kundengruppen. Doch geht da nicht ein Teil des Shoppingerlebnisses verloren?
Secondhand kauft man nicht wie andere Kleider. Es ist eine Schatzsuche. Ein Tauchen nach Perlen. Ein Schürfen nach Gold. Anders als auf den geordneten Kleiderständern der üblichen Ladenketten weiss ich im Vintage Store nie, was mich erwartet.
Man betritt das Geschäft und lässt die Augen schweifen, bleibt an einzelnen Kleidern hängen, findet schliesslich etwas in der hintersten Ecke.
Wenn mir dann ein Stück gefällt, muss es auch noch passen. Der Blick aufs Preisschild entscheidet: Echtes Schnäppchen oder echt überrissen?
Secondhand-Shopping ist nichts für Anfänger. Da ist man auf sich allein gestellt. Keine verlässlichen Grössenangaben. Oft fehlen Etiketten. Und natürlich ist nichts nach Saison sortiert.
Man kämpft sich durch einen Kleiderdschungel, taucht in tiefste Stoffmeere. Bis ein perfektes Teil gefunden ist, durchlebt man nahezu physische Höhen und Tiefen – und das fehlt mir beim Onlineshopping.
Für die Verbreitung von Mode aus zweiter Hand ist der Einzug ins Internet sicherlich eine gute Sache. Und dass vermehrt Kleidung in den Kreislauf zurückgeführt wird, ist unerlässlich, um die Modebranche wirklich nachhaltiger zu gestalten.
Ich selber gehe aber weiterhin lieber in lokale Vintage-Läden. Bewaffnet mit Taschenlampe und Goldgräberschaufel.