Basler findet in Spanien eine zweite Heimat
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Letzte Ruhe in der Natur:Seebestattung für 13-jähriges Krebs-Opfer

Vor 15 Jahren nach Valencia ausgewandert
Basler findet in Spanien eine zweite Heimat

Daniel Izquierdo-Hänni (55) aus Basel lebt seit 15 Jahren in Spanien. Einen Teil seines Lebensunterhalts verdient er mit dem Tod. Zum Leben reicht das aber nicht.
Publiziert: 24.10.2020 um 11:49 Uhr
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Aktualisiert: 06.02.2021 um 14:01 Uhr
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Seit 2014 ist Daniel Izquierdo-Hänni glücklich mit Ana Maria Muñoz Montero verheiratet. In Spanien werden beide Familiennamen verwendet. Die Frauen behalten immer ihren eigenen, vollen Namen.
Foto: zVg
Corine Turrini Flury

«Wir sind in Spanien ärmer, aber wir leben besser», sagt Daniel Izquierdo-Hänni (55). Das sei der Hauptgrund, warum sich der Basler für eine Auswanderung nach Spanien entschieden habe.

Der Sohn eines Spaniers und einer Schweizerin ist gemeinsam mit seinem Bruder in Riehen BS aufgewachsen. Seit seiner Kindheit war der zweisprachige Marketingleiter regelmässig in Spanien.

Wie so oft war es die Liebe, die ihn schliesslich ganz in den Süden lockte. Seit 2005 lebt er in Valencia. Mit seiner Ehefrau Ana Maria Muñoz Montero (60) und ihrem erwachsenen Sohn bewohnt er dort eine Vier-Zimmer-Wohnung. «Wenn wir Zeit haben, sind wir mit der Familie oder mit Freunden aber gern in unserer Ferienwohnung am Meer, die wir besitzen», erzählt er am Telefon in unverkennbarem Basler Dialekt.

Der Bestatter auf dem Meer

Das Meer spielt im Leben des Baslers eine ganz besondere Rolle. Beruflich bietet er Naturbestattungen an. Dazu zählen auch Seebestattungen. Die Idee dazu kam ihm nach dem Tod seines Vaters im Jahr 2010, der seine letzte Ruhe nicht im Familiengrab, sondern an einem Platz an der Küste finden wollte.

Die Familie erfüllte ihm den Wunsch unter einer alten Pinie mit Blick aufs Meer. «Nach dem Tod meines Vaters habe ich mich erstmals intensiv mit dem Thema Naturbestattungen auseinandergesetzt. Zwei Jahre habe ich die Idee mit mir herumgetragen, mich informiert und mich dann in der Bestattungsbranche selbstständig gemacht.»

Letzte Ruhe in der Natur

Besonders gefragt seien Bestattungen im Meer, erzählt Izquierdo. Dafür verwendet er ein biologisch abbaubares Urnengefäss aus gepresstem Salz, das sich im Meer auflöst. Mit einem gemieteten Schiff fährt Hänni mit den Hinterbliebenen und der Asche des Verstorbenen aufs Meer, wo sie verstreut oder die Urne ins Meer gelegt wird. «Die Hinterbliebenen erhalten die genauen GPS-Koordinaten. So können sie jederzeit wieder dorthin fahren.»

Auch auf dem Orangenhain, den Izquierdo und seine Ehefrau gekauft haben, bieten sie Naturbestattungen an. Dort hat Izquierdos Schwiegervater seine letzte Ruhe gefunden.

Hauptsächlich Deutsche, Schweizer und Österreicher

Vorwiegend sind es Deutsche, Schweizer oder Österreicher, welche die Bestattungsdienste von Daniel Izquierdo in Anspruch nehmen. «Es sind Menschen, die ausgewandert sind und lange Zeit in Spanien lebten oder sonst einen engen Bezug zu Spanien haben.»

Besonders berührt hat Izquierdo die Beisetzung eines Jungen (†13) aus Deutschland, der an Krebs verstarb. Die Familie reiste an, und die Asche wurde zum Lieblingslied des 13-Jährigen im Meer vor Ibiza verstreut. Dort, wo er mit seiner Familie zu Lebzeiten seine schönsten Ferien verbringen durfte. «Trotz der Tragik war die Stimmung sehr feierlich und tröstlich», erinnert sich Izquierdo.

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«Die Verstorbenen haben oft die schönste und eine unbeschwerte Zeit irgendwo in Spanien erlebt, und so möchten die Angehörigen auch den Abschied feiern.» Wie eine Witwe, die mit Izquierdo mit dem Lieblingsbrandy ihres verstorbenen Gatten auf der Jacht anstiess und auf offenem Meer mit dem Bestatter in Erinnerungen schwelgte.

«Mir ist Lebensqualität wichtiger als Geld»

Leben kann Izquierdo von den Einnahmen der Bestattungen nicht. Gegen zehn Aufträge pro Jahr kann er im Schnitt durchführen. Die Kosten für eine Bestattung belaufen sich auf etwa 1800 Euro.

Mit der Corona-Pandemie ist auch bei Izquierdo die Nachfrage zurückgegangen. «Reisen für Hinterbliebene, die bei der Beisetzung dabei sein wollen, ist momentan kaum nicht möglich.»

Der Doppelbürger ist froh, dass er hauptberuflich als Redaktor und Journalist und als Autor eines Reiseführers über Valencia sein Geld verdient. Damit kommt er gut über die Runden und kann es sich auch leisten, mal eine Woche pro Monat frei zu machen. Da zeige sich bei ihm der Spanier, erzählt er lachend. «Natürlich könnte ich mehr arbeiten und verdienen. Mir ist aber Lebensqualität mehr wert als viel Geld.» In Spanien lebe man nicht für die Arbeit, sondern man arbeite, um zu leben.

Ein Teil bleibt für immer in Spanien

In seiner freien Zeit reist Izquierdo durch Spanien, aber er ist auch immer wieder gern in der Schweiz und besucht seine Mutter und seinen Bruder.

Er weiss darum auch jetzt schon, wo dereinst seine Reise enden wird und er seine letzte Ruhe finden möchte: «Ein Teil meiner Asche soll im Rhein verstreut werden, der andere Teil neben meinem Vater in Spanien.»

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