Auf einen Blick
- Rosalie Fouché zieht in eine Alters-WG in Robenhausen
- Sie möchte sich im Generationen-Treffpunkt engagieren
- Erster Mitbewohner ist bereits eingezogen
«Als ich am letzten Abend vor dem Umzug in meiner leeren, alten Wohnung auf dem einzigen Stuhl sass und den Teller mit dem Essen auf meinen Beinen balancierte, da kamen schon ein paar Tränen», sagt Rosalie Fouché. Die letzten drei Jahre lebte die Seniorin in einer Dreizimmerwohnung im Kanton Aargau zur Miete. Das Loslassen und Trennen von einem Grossteil des Mobiliars sowie der Abschied von der vertrauten Umgebung sei ihr doch schwerer gefallen als erwartet.
Dabei hat sich die alleinstehende Seniorin sehr auf ihr neues Zuhause in der neu umgebauten Liegenschaft in Robenhausen ZH gefreut. Die Besitzerin Claudia Landerer hat in Robenhausen einen alten Hausteil zu einem Mehrgenerationenhaus mit Treffpunkt umgebaut.
Mehr als 60 Jahre lebt die gebürtige Südafrikanerin und dreifache Grossmutter Rosalie Fouché in der Schweiz. «Ich habe schon in einer altersdurchmischten Wohngemeinschaft gelebt und fühlte mich da sehr wohl. Leider ist eine Mitbewohnerin aus dem Haus gezogen. Dadurch wäre die Miete zu teuer geworden. Darum habe ich mir damals nochmals eine günstige Wohnung gesucht», sagt die Rentnerin. Gesundheitlich geht es Rosalie Fouché gut, und sie kommt bisher gut ohne Unterstützung zurecht. Dennoch wollte sie sich rechtzeitig Gedanken über ihre Zukunft machen und diese aktiv planen. Das sei ein Prozess gewesen, und sie habe sich viele Gedanken über das Wohnen im Alter gemacht und sich informiert. «Ich fühle mich noch nicht alt, aber ich bin mir bewusst, dass ich älter werde und wahrscheinlich irgendwann auf Hilfe angewiesen bin.» Für die Seniorin war klar: «Ich möchte im Alter nicht allein leben.»
Engagiert bleiben im Alter
Durch ein Inserat und ihren Sohn ist Rosalie Fouché auf die Alters-WG im Mehrgenerationenhaus im Zürcher Oberland gestossen. Im Juni war die Seniorin ein erstes Mal für eine Besichtigung und den Austausch mit den Vermieterinnen in Robenhausen. Die Lage im belebten Quartier mit Nähe zur Natur und das Projekt haben sie von Anfang an begeistert. Zudem sei sie jetzt auch näher bei ihrem Sohn, der Tochter und den Enkelkindern, die sie jede Woche an zwei Tagen hütet. «Ich möchte mich noch engagieren und mich im Leben aktiv einbringen können», sagt Fouché.
Das kann sie in der Alters-WG mit dem Generationen-Treffpunkt. Aktuell ist sie mit den Vorbereitungen für das Weihnachtsbasteln beschäftigt, das sie im Treffpunkt anbieten möchte. Die engagierte und temperamentvolle Seniorin möchte im Treffpunkt auch Gymnastikstunden offerieren. «Die Leute hier im Quartier sind alle sehr freundlich und hilfsbereit. Ich konnte schon mit einigen Kontakte knüpfen», schwärmt Fouché.
Von Traurigkeit ist bei ihr beim Besuch von Blick nichts mehr zu spüren. Der Einzug sei ihr leicht gemacht worden, und sie habe vom Verein auch Unterstützung beim Auspacken und bei administrativen Belangen erhalten. «Ich bin eine selbständige Person und musste erst einmal lernen, auch Hilfe anzunehmen», sagt sie. Ganz angekommen sei sie aber noch nicht, was sich beispielsweise zeigt, wenn sie mit dem Bus unterwegs ist und nur fremde Gesichter sieht, oder bei Arztbesuchen am neuen Wohnort.
Persönliche Einrichtung in der Wohngemeinschaft
In der modernen Erdgeschosswohnung mit dem Garten fühlt sie sich wohl. «Mein Zimmer ist grösser, als ich es in Erinnerung hatte. Ich hätte hier noch Platz für meine Yogaübungen», sagt Fouché lachend. Sie bewohnt das grösste Zimmer mit zwei Fenstern in der WG. Das hat sie sich mit ihren Pflanzen, Teppichen, einem Lesesessel, Schreibtisch, Bett und Schrank gemütlich und geschmackvoll eingerichtet. «Ich wohne gern schön», sagt sie. Auch im Wohn-/Esszimmer mit der offenen Küche ist ihre Handschrift zu erkennen. Ihren Bauernschrank durfte sie dort platzieren. «Es ist noch nicht alles fertig eingerichtet. Damit warten wir noch, bis die dritte Person bei uns eingezogen ist und mitentscheiden kann», sagt Fouché. Momentan läuft das Auswahlverfahren zwischen einigen Wohninteressentinnen und -Interessenten mit dem Verein.
Mitte Oktober ist bereits der erste Mitbewohner Hugo Felber (62) in die WG gezogen. Fouché und er verstehen sich gut. «Wir spazieren gern zusammen oder besuchen den Markt und kaufen ein, kochen und essen gemeinsam, machen Spiele oder unterhalten uns einfach», sagt Fouché. Beide haben aber genug Privatsphäre und Rückzugsmöglichkeiten, sind sie sich einig. «Wenn die Zimmertür zu ist, wird das respektiert. So hat jeder die nötige Ruhe», sagt die Seniorin, und Hugo Felber pflichtet ihr bei. Noch seien sie in der Eingewöhnungsphase in ihrem WG-Alltag, fühlen sich aber wohl und zu Hause. Rosalie Fouché: «Ich kann mir schon gar nicht mehr vorstellen, allein zu wohnen, und ich wünsche mir, dass das die letzte Station in meinem Leben ist.»