Hanspeter und Anna Barth geniessen ihr Rentnerleben
Schweizer Auswanderer baut Chalet in Kanada

Hanspeter Barth (76) aus Reinach BL lebt seit über 50 Jahren in Kanada. Mit seiner Ehefrau Anna (68) hat der ehemalige Banker in British Columbia ein Chalet nach Plänen aus dem Diemtigtal erstellt und geniesst das Rentnerleben.
Publiziert: 14.03.2021 um 11:17 Uhr
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Aktualisiert: 07.05.2021 um 20:21 Uhr
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Das Chalet des Schweizer Ehepaar Barth in British Columbia, wurde nach Plänen eines entfernten Verwandten aus dem Diemtigtal im Berner Oberland erstellt.
Foto: zVg
Corine Turrini Flury

Ein Ex-Banker aus Basel lebt in einem Berner Chalet in Kanada und produziert Bündner Fleisch. Das wäre die Kurzversion der Auswanderer-Geschichte über BLICK-Leser Hanspeter Barth.

Seine ausführliche Lebensgeschichte erzählt der 76-Jährige aber im Telefongespräch mit BLICK in unverkennbarem Basler Dialekt mit viel Humor.

Mit 25 Jahren ausgewandert

Nach seiner kaufmännischen Lehre auf einer Gemeindeverwaltung eröffnete der damals 25-jährige Hanspeter Barth aus Reinach BL seiner verwitweten Mutter, dass er auswandern möchte.

Englisch gelernt hat der junge Mann davor, während eines dreijährigen Aufenthalts in London nach der Lehre. Etwas Geld für seine weite Reise über den Teich konnte er sparen, weil er bis dahin noch im Haus seiner Mutter lebte.

«Es sind beim Abschied einige Tränen geflossen, aber meine Mutter hat mich später auch ein paar Mal besucht und ich war auch immer wieder in der Schweiz und habe sie und meine Schwester besucht», erzählt Hanspeter Barth.

Vom Schreinergehilfen zum Bankfilialleiter

Seine erste Station in Kanada war 1970 in Calgary. Mit Hilfsarbeiten in einer Schreinerei verdiente er sich den Lebensunterhalt bis er in einem Ski- und Sportgeschäft eine Anstellung als Verkäufer fand.

«Wir hatten da im Winter manchmal Temperaturen von Minus 40 Grad und da war ich froh, dass in der Bank of Montreal zu dieser Zeit Mitarbeiter gesucht wurden und ich mich bald schon dort ein Jahr lang weiterbilden und wieder im kaufmännischen Bereich tätig sein konnte.»

Bei der Arbeit auf der Bank fand er nicht nur einen guten Job als Filialleiter, sondern lernte auch Anna kennen und verliebte sich in die alleinerziehende junge Mutter von zwei kleinen Söhnen. Im Januar 1982 heiratete das Paar standesamtlich in Kanada und feierte im Herbst mit Familie und Freunden die Hochzeit in der Schweiz.

«Ich wollte nicht als reicher Mann auf dem Friedhof liegen»

Zwischenzeitlich lebte Familie Barth in einem Einfamilienhaus in Toronto, weil dort Hanspeter Barth bei der Credit Suisse ein Jobangebot annahm und seine Banker-Karriere vorantrieb.

«Wir lebten noch das klassische Familienmodell. Anna kümmerte sich um die Kinder und das Haus und ich sorgte für die Familie. Ich war für die Buben wie ihr Vater und es war uns klar, dass wir unsere Zukunft weiter in Kanada planen», erzählt Barth.

Der Schweiz blieb der Basler aber immer verbunden und verbrachte oft Skiferien mit der Familie im Berner Oberland, besuchte Verwandte oder war geschäftlich mit seiner Frau in der Schweiz.

Von 1994 bis 1998 wohnte das Paar sogar wieder in der Schweiz. Für vier Jahre pendelte der Basler mit Zug und «Trämli» von Winterthur nach Zürich, wo er befristet in der Direktion der Credit Suisse am Paradeplatz arbeitete.

«Ich wollte aber nicht als reicher Mann auf dem Friedhof liegen, sondern habe mir vorgenommen, mich mit 53 Jahren pensionieren zu lassen und mein Leben mit meiner Frau in Kanada zu geniessen.»

Selbstgebautes Berner Chalet in Kanada

1998 kehrte das Ehepaar zurück nach Kanada, wo es ausserhalb des kleinen Weilers Harrop in British Columbia an traumhafter Lage, fast drei Hektaren Land, nahe des Kootenay Lake kaufen konnte. «Das Klima ist hier angenehm und die weite Landschaft mit dem See, Bergen und Wäldern ist wunderschön», schwärmt der Rentner.

Mit viel Eigenleistungen erstellten Barths für rund 600’000 Franken die Villa d’Este. Benannt nach einem Lieblingshotel bei Como in Italien, wo Ehefrau Anna ihre Wurzeln hat. «Ein Berner Chalet war immer unser Traum und passt auch gut in unsere ländliche Gegend hier.»

Die Baupläne des Diemtigtaler-Chalet hat ein entfernter Verwandter von Barth Jahre vorher als angehender Architekt als Abschlussarbeit erstellt. Barth hat sie leicht abgeändert und beispielsweise um einen Erker für den Essbereich im Erdgeschoss erweitert.

Während der Bauarbeiten lebte die Familie auf dem Grundstück in einer alten umgebauten Garage. Inzwischen wurde diese ausgebaut und vermietet und Barths bewohnen seit 1999 in ihr Traumhaus.

Banker mit handwerklichem Geschick

Einen Grossteil der Bauarbeiten am Chalet hat der Ex-Banker selber ausgeführt. Unterstützt wurde Barth von lokalen Handwerkern, aber auch von Ehefrau Anna. «Das Esszimmer aus Kirschholz haben wir zwei alleine gemacht», sagt Barth stolz. Rund 700 Quadratmeter Wohnfläche auf vier Etagen steht dem Ehepaar und seinen zwei Hunden zur Verfügung. Vier Kaminöfen, davon auch ein offener Kamin im Schlafzimmer sind im ganzen Haus und sorgen für Wärme und gemütliches Ambiente.

«Wir heizen im Winter täglich ein, denn es wird auch hier im Winter ziemlich kalt», sagt der Schweizer. Ein Lieblingsbereich im Haus des belesenen Rentners ist seine Bibliothek. Im Dachgeschoss hat er sich zudem eine kleine Werkstatt eingerichtet und stellt aus Leder mit teils antiken Nähmaschinen Mokassins, Taschen oder Rucksäcke her.

«Das ist ein Hobby, das ich schon seit 40 Jahren habe. Zeitweise war ich im Job für 120 Mitarbeiter verantwortlich und arbeitete sehr kopflastig. Dieses Handwerk hat mich in der Freizeit immer entspannt.»

Vor sechs Jahren hat Barth zudem durch einen ausgewanderten Glarner Metzger, die Herstellung von Bündnerfleisch als weiteres Hobby für sich entdeckt. «Das macht mir eine Riesenfreude und mein Bünderfleisch ist bei unseren Freunden hier sehr beliebt.»

Neben dem Bündnerfleisch lagert der Rentner auch Käse von regionalen Bergbauern und verkauft ihn auch für sie.

«Mich interessiert noch immer, was in der Schweiz aktuell ist»

Der gesellige Rentner geniesst mit seiner Ehefrau das Leben in Kanada in vollen Zügen, organisiert gelegentlich kleine Jazzkonzerte in seinem Haus ist gern in der Natur, pflegt den Garten und kümmert sich um seine Hühner. Barth bezeichnet sich selber als Heimweh-Basler, liest noch immer jeden Morgen Basler Zeitungen und den BLICK und leidet in der Ferne mit «seinem» FCB.

«Mich interessiert noch immer, was in der Schweiz aktuell ist. Wir stimmen auch immer ab und ich pflege Kontakte mit Verwandten und Freunden in der Schweiz.» Mit seinem Berner Chalet und dem Fahnenmast mit Schweizer und kanadischer Flagge, hat sich Hanspeter Barth auch in Kanada etwas alte Heimat in der Ferne bewahrt.

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