Wie das Leben auf unserem Planeten entstanden ist, beschäftigt viele Wissenschaftler an der ETH Zürich. Das habe der Präsident der Technischen Hochschule, Joël Mesot (58), bei seinem Amtsantritt vor vier Jahren sofort bemerkt. «Es freut mich sehr, dass wir nun mit dem neuen Forschungszentrum dieser und weiteren Fragen rund um das Universum nachgehen können», sagt er.
Unter der Leitung von Didier Queloz (56), Genfer Nobelpreisträger und Professor für Astrophysik, ist am Freitag das «Centre for Origin and Prevalence of Life» eröffnet worden. Es ist sowohl auf dem ETH-Campus im Zürcher Stadtzentrum als auch auf dem Hönggerberg angesiedelt. In den kommenden Jahren soll erforscht werden, wie sich das Leben auf der Erde entwickelt hat und ob es auch Organismen auf anderen Planeten gibt.
«Es ist eine sehr ambitionierte Mission»
Über 40 Forschungsgruppen aus fünf Departementen der ETH Zürich werden dazu mit Wissenschaftlern aus der ganzen Welt zusammenarbeiten. «Es ist eine sehr ambitionierte Mission, aber ich bin sicher, dass wir es gemeinsam schaffen können», sagt Queloz. Die moderne Wissenschaft sei mittlerweile in der Lage dazu. «Aber um erfolgreich zu sein, müssen wir Brücken zu anderen Disziplinen schlagen», so Queloz weiter. Die Stärke des Forschungszentrums sei es, dass unter anderem Astronomen, Biologinnen, Physiker und Chemikerinnen ihr Wissen austauschen könnten.
Ein Mitglied des Leitungsteams ist die Geobiologin Cara Magnabosco (33). Sie ist vor allem daran interessiert, wie das Leben auf unserem Planeten entstanden ist. «Um das herauszufinden, untersuchen wir Organismen an Orten auf unserer Erde, wo extreme Bedingungen herrschen: sehr hohe oder sehr kalte Temperaturen oder tief unter dem Boden», sagt sie.
Leben ausserhalb des Sonnensystems
Während Magnabosco sich mit den Materien auf der Erde auseinandersetzt, fasziniert den Astrophysiker Sascha Quanz (43) das Leben ein paar Milliarden Kilometer von unserem Planeten entfernt. «Mein Ziel ist es, Leben ausserhalb des Sonnensystems zu finden», sagt er. «Wir kennen inzwischen 5000 Exoplaneten. Doch wir wissen noch nicht, ob sie eine Atmosphäre haben und ob dort Leben möglich ist.»
Aus diesem Grund sollen neue Instrumente gebaut werden, die Antworten liefern können. «Geplant ist ein Mega-Teleskop, das noch grösser ist als das James-Webb-Weltraumteleskop, das einen Durchmesser von 6,5 Meter hat», sagt Quanz. Es soll bis Ende 2030 fertig gebaut sein.
Förderprogramm für Nachwuchsforschende
Im Rahmen des Forschungszentrums werden neben der Zusammenarbeit mit internationalen Institutionen sechs neue Professuren und verschiedene Lehrprogramme geschaffen, heisst es in der Mitteilung der ETH Zürich. Ausserdem gibt das Zentrum jungen Forschenden die Möglichkeit, den Ursprung des Lebens zu erforschen und ihr Netzwerk auszubauen. Ab Oktober können sich junge Talente aus aller Welt für ein Stipendium bewerben.
Finanziert wird das Zentrum durch Mittel von der Schulleitung, den beteiligten Departementen und Forschungsgruppen sowie dem Paul-Scherrer-Institut (PSI). Das Budget für die ersten sechs Jahre beträgt 9 Millionen Schweizer Franken.