Je seltener etwas ist, desto wertvoller. Diese Regel bestimmte auch den Wert einer der teuersten Sammelspielkarten aller Zeiten. Sie heisst «One Ring» und stammt aus dem Spiel «Magic: The Gathering», das der amerikanischen Firma Wizards of the Coast gehört. Bereits im Voraus stösst die Karte auf Interesse: Eine spanische Firma setzte einen Finderlohn von 2 Millionen Euro und einen Trip nach Valencia auf die Karte aus.
«Magic: The Gathering», oder einfach nur «Magic», ist eine Mischung aus Rollen- und Strategiespiel. Dabei schlüpfen die Spielenden in die Rollen von Zauberern, die sich duellieren. Spielende können mit den Spielkarten verschiedene Charaktere gegeneinander ausspielen. Wer die stärkere Karte legt, besiegt das Gegenüber. Bis vor einigen Jahren schuf «Magic» ihre eigenen Geschichten, mit eigenen Helden und Kreaturen auf den Karten. Nun aber bedient sie sich der Welt von J. R. R. Tolkiens «Der Herr der Ringe».
Die begehrte Karte «One Ring» zeigt den Meisterring aus dem Fantasy-Klassiker, und wie im Buch gibt es in der ganzen weltweiten Sammlung, die über 20'000 Karten beinhaltet, nur eine Karte – «One Ring» eben. Das Set kam erst am 23. Juni in den Handel, doch schon Monate im Voraus übertrafen sich im Netz die Angebote.
Spieler und Sammler treffen sich
Warum gibt jemand Millionen für eine gedruckte Pappkarte aus? Selim Krichane (37) ist Direktor des Schweizerischen Spielmuseums und selbst ein leidenschaftlicher «Magic»-Spieler: «Das Spiel spricht zwei Fangemeinden an: die Spieler, die ihre Decks aufstocken wollen, und die Sammler, die ihre Sammlung erweitern wollen. Die Suche nach seltenen Karten und die Hoffnung, wertvolle Karten in den Boosterpacks zu finden, ist von Anfang an Teil des Spiels: Der eine Ring treibt diese Logik auf die Spitze und dient vor allem als Kommunikationsmittel für Wizards of the Coast», sagt Krichane.
«Magic» ist bereits dreissig Jahre alt – und damit eines der ältesten Sammelkartenspiele. In den 90er-Jahren gab es einen regelrechten Boom von Spielen, die nicht länger als ein Jahr überlebten. Dazu gehörten kleinere Spiele wie «Mythos», das auf den Romanen von H. P. Lovecraft basiert, und – hier muss Krichane schmunzeln – «Middle Earth: The Wizards», das auf den Büchern von Tolkien basierte. Erst als «Pokémon» 1996 und «Yu-Gi-Oh Cards» 1999 auf den Markt kamen, hatte «Magic» echte Konkurrenz.
Bis heute halten die drei Spiele den Rekord für die teuersten Spielkarten, die je versteigert wurden:
Über 5 Millionen US-Dollar
Youtuber Logan Paul (28) kaufte die «Pokémon Illustrator Pikachu» für über fünf Millionen US-Dollar und trug sie während eines Box-Matchs um den Hals. Der Kauf wurde von Guinness World Records überwacht und zertifiziert.
Rund 2 Millionen US-Dollar
Für um die zwei Millionen US-Dollar ging die «Tournament Black Luster Soldier» aus der «Yu-Gi-Oh»-Sammlung an den Höchstbietenden. Diese Karte wurde 1999 an den «Yu-Gi-Oh»-Turnieren jeweils den Gewinnern als Trophäe übergeben.
500'000 US-Dollar
Und die bisher teuerste Karte von «Magic» war «Alpha Black Lotus», die für eine halbe Million US-Dollar verkauft wurde. Besonders an der Karte war, dass sie vom Kartendesigner Christopher Rush (1965–2016) signiert wurde.
Fans der «Magic»-Spiele munkeln, dass die «One Ring»-Karte eine Marketingstrategie sei, um den Verkauf der Sammelpakete in die Höhe zu schrauben. Eine Sammler-Booster-Box kann, wenn sie überhaupt noch verfügbar sind, bis zu 550 Franken kosten. Die Schlacht um Mittelerde, beziehungsweise die Suche nach der Karte, hat somit begonnen.