Auf einen Blick
Die Toniebox ist aus vielen Kinderzimmern nicht mehr wegzudenken. Es ist ein Musikplayer, der mit Figürchen, den sogenannten «Tonies», bedient wird. Das Kind stellt eine Plastikversion von Winnie Puuh oder Pippi Langstrumpf auf die Box und schon ertönt Musik aus dem Lautsprecher. Es handelt sich dabei um ein Smart Toy (auf Deutsch: intelligentes Spielzeug), das dank Software und Internetzugang interaktives Spielen ermöglicht.
Forscherinnen und Forscher der Universität Basel haben zwölf Smart Toys hinsichtlich ihrer Sicherheit untersucht. Neben der Toniebox waren unter anderem das Lernspiel «Tiptoi», die Lern-App «Edurino» oder der bewegliche Roboter «Moorebot», der mit Kamera und Mikrofon ausgestattet ist, dabei. Das Team fand heraus, dass einige Spielzeuge den Datenverkehr nicht sicher verschlüsseln und Daten der Kinder sammeln, mit denen die Herstellerfirmen Verhaltensprofile erstellen können. Welche konkreten Gefahren birgt das für Kinder?
Kriminelle können Daten abfangen
Regula Bernhard Hug (49), Leiterin der Geschäftsstelle von Kinderschutz Schweiz, überrascht das Ergebnis der Basler Studie nicht. «Die Firmen, die solche Smart Toys herstellen, sind meist an Profit interessiert», sagt sie. Nutzungsdaten und persönliche Daten liessen sich in Geld umwandeln und könnten Herstellern einen Wettbewerbsvorteil verschaffen.
Wie risikobehaftet ein Spielzeug sei, hänge sowohl von der Art der gesammelten Daten als auch vom Speicherort ab, sagt Bernhard Hug. Bei einem unsicheren Datenverkehr bestehe die Gefahr, dass die Daten von Dritten abgefangen würden. «Besonders heikel sind Spielzeuge mit einer Kamera, die direkt aus dem Kinderzimmer Bildmaterial senden.» Die Expertin empfiehlt Eltern, grundsätzlich kein solches Spielzeug zu kaufen und alle Datenwege als Risiko zu betrachten. «Im schlimmsten Fall lässt man Kriminelle direkt ins Kinderzimmer.» Ausserdem verletzte man damit die Privatsphäre und die Persönlichkeitsrechte des Kindes.
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Hersteller wissen, wie talentiert das Kind ist
Bei Spielzeugen, die Verhaltensdaten der Kinder sammeln, ist es gemäss Bernhard Hug entscheidend, woher der Hersteller kommt, wo sich die Server befinden und welchem Datenschutz diese verpflichtet sind. Das schweizerische Datenschutzgesetz verbietet es Spielzeugherstellern, über den Zweck des Spielzeuges hinaus Daten zu sammeln. Sie dürfen kein Profiling des Kindes erstellen. Anders als Hersteller aus der EU, die ein allfälliges Profiling in den allgemeinen Geschäftsbedingungen aufführen müssen.
Profiling bedeutet, dass die im Internet bestehenden Daten eines Kindes verknüpft werden und dadurch passende Werbeangebote erstellt werden können. «Der Hersteller weiss dann, was ein Kind besonders gerne hört, ob es Probleme hat mit der Feinmotorik oder ob es sich nicht gut konzentrieren kann», sagt Bernhard Hug. Eltern seien dazu verpflichtet, ihr Kind vor einer solchen Bewertung und Ausbeutung zu schützen. «Wir Menschen sind auf Privatsphäre, unbeobachtete Räume und Freiheiten angewiesen, sonst können wir kein gutes Selbstwertgefühl entwickeln.»
Worauf Eltern achten sollten
Die Expertin hat folgende Tipps, die den Umgang mit Smart Toys sicherer gestalten:
- Einen Kamera-Schutz benutzen
- Smart-Speaker beim Handy ausschalten
- Geräte, die Bild- und Tonmaterial aufnehmen, im Keller oder in der Garage aufbewahren (nicht im Kinder- oder Spielzimmer)
- Spielzeuge bevorzugen, mit denen das Kind offline spielen kann
Kinderschutz Schweiz setzt sich dafür ein, dass bald ein Label für sichere Spielzeuge entwickelt wird. Damit soll auf einen Blick erkennbar sein, welche Spielzeuge die Sicherheit und den Datenschutz von Kindern berücksichtigen.