Ein gesundes Selbstvertrauen ist gut. Manche neigen jedoch dazu, sich zu überschätzen. Besonders Männer sind gefährdet, wie eine Umfrage aus den USA zeigt, die im Januar durchgeführt wurde. Gefragt wurde, ob man sich zutraue, ein Flugzeug unter Anleitung der Flugsicherung landen zu können – und zwar ohne jede Erfahrung. Fast die Hälfte aller befragten Männer gab an, dass sie das meistern könnten.
Ist es wirklich so einfach? Kann man als Laie wirklich ein Flugzeug landen? «Eine Chance besteht, dass ein Teil der Passagiere überlebt», sagt Christoph Regli, Studiengangsleiter für Aviatik an der ZHAW, zu Blick. «Doch da steckt mehr dahinter – ob eine sichere Landung gelingen würde, hängt von vielen Faktoren ab.»
Unterstützung der Flugsicherung
Regli selbst war einige Jahre als Linienpilot unterwegs, heute ist er nebenbei als Freelance-Pilot und Simulatorinstrukor tätig. Sollte ein Laie ein Passagierflugzeug landen müssen, wäre der wichtigste Faktor laut dem Experten der Funkkontakt zur Flugsicherung: «Ist jemand vom Bodenpersonal verbunden, der sich gut auskennt, steigen die Chancen potenziell.»
Aber wie soll das funktionieren? Zuerst müsste man über ein Headset mit der Flugsicherung Kontakt aufnehmen. «Dann folgt die wichtige Unterstützung vom Boden: Die Maschine muss zum Flugplatz navigiert werden. Dabei ist an den Sinkflug zu denken und genügend Zeit einzuplanen», erklärt Regli.
Danach müsste die Flugsicherung erläutern, wie die Klappen gesetzt und das Fahrwerk ausgefahren wird. Im Anschluss müsste die Geschwindigkeit gedrosselt werden. Dann wird es heikel: Sobald die Räder den Boden berühren, heisst es in die Pedale steigen. Bremsen! Ist das geschafft, wird das Triebwerk abgestellt, und danach darf gefeiert werden. Mission Landung ist geglückt.
«Dafür braucht es einfach Erfahrung»
«Eine Garantie für eine sichere Landung gibt es nicht», betont Regli. «Vieles hängt von der Kommunikation mit der Flugsicherung ab. Je nach Flugzeugtyp ist das Risiko einer harten Landung gross: Die Maschine könnte zerbrechen oder ein Feuer ausbrechen.»
So einfach, wie viele glauben, ist es also nicht. Am Anfang einer Pilotenausbildung steht vor allem auch viel Theorie: Wetterkunde, Kommunikation, Flugtechnik, Navigation, Aerodynamik – und sogar Psychologie. «Praktisch wird viel im Flugsimulator geübt», so der ZHAW-Dozent.
Dann geht es zunächst mit kleinen Flugzeugen los, bevor man als First Officer in den grossen Passagierflugzeugen arbeitet. «Hat man viel Erfahrung gesammelt, wird man Flugkapitän. Das ist eine lange und vor allem teure Sache.»
Ein Flugsimulator allein reicht aber nicht aus: «Er hilft zwar, das System kennenzulernen», sagt Regli. «Aber er hilft nicht, das Gefühl für das Flugzeug zu bekommen – dafür braucht es einfach Erfahrung.»