Sein «schnelles Auge» habe dem Universalgenie auch beim Zeichnen und Malen geholfen, erklärt der Forscher David Thaler von der Universität Basel in einer am Donnerstag veröffentlichten Studie. Kunsthistoriker hatten zuvor bereits vermutet, dass da Vinci über diese besondere Sehfähigkeit verfügt haben könnte.
Thaler weist in seiner Studie darauf hin, dass Leonardo da Vinci, der von 1452 bis 1519 lebte, in Zeichnungen von Libellen bereits festhielt, dass deren Vorder- und Hinterflügel sich asynchron bewegen - eine Entdeckung, die man erst vier Jahrhunderte später mit Zeitlupenaufnahmen nachweisen konnte.
Die Gabe des «schnellen Auges»
Dieselbe Fähigkeit vermutet Thaler beim japanischen Maler Hokusai, dessen Bild der «Grossen Welle vor Kanagawa» weltberühmt ist. Auch Hokusai habe den Unterschied zwischen Libellenflügeln bemerkt. Die Gabe des «schnellen Auges» wird auch manchen Tennis- und Baseball-Profis zugeschrieben.
In seiner Studie verweist Thaler auf die sogenannte Flimmerfusionsfrequenz, also die Frequenz, ab der einzelne Lichtreize als kontinuierliches Licht wahrgenommen werden. Im Schnitt können Menschen zwischen 20 bis 40 Reize pro Sekunde einzeln wahrnehmen.
Manche Baseballprofis sind laut Thaler in der Lage, die Details eines Baseballs zu erkennen, wenn dieser bis zu 50 Mal pro Sekunde rotiert. Damit da Vinci die Flügel einer Libelle habe sehen können, hätte er zwischen 50 und 100 Reizen pro Minute wahrnehmen müssen.
Thaler vermutet, dass diese Fähigkeit auch ein Geheimnis von da Vincis berühmten Bildern sein könnte. Das Lächeln der Mona Lisa sei so rätselhaft, weil es den Moment vor dem Lächeln einfange. «Leonardos schnelles Auge hat diesen Moment wahrgenommen und festgehalten», sagte Thaler der Nachrichtenagentur AFP. (SDA)