Darum gehts
- Basler Ehepaar baut Abdeckungen gegen Tigermücken aus alten Velofelgen
- Sie nutzen dafür Material und Werkzeug aus ihrer alten Velowerkstatt
- Über 150 Abdeckungen verkauft, aktuell für 25 Franken pro Stück
«Wie vom Fliessband.» Oskar Lehner hält der Journalistin einen Velofelgen hin, drückt mit dem Handballen auf das Metallnetzli, das darübergespannt ist. Seine Frau Regina steht daneben und nickt. «Joo», sagt sie in breitem Baseldeutsch. «Kein Geschlotter, nichts.» Kann kommen, was will, Hagel, Steinschlag – die Netzli geben keinen Millimeter nach. Das ist das Wichtigste. Sie sagt: «Wir wollen die Fresser nicht bei uns.» Die Fresser, das sind Tigermücken, erkennbar an den weissen Ringen um die Hinterbeinchen. Oskar und Regina Lehner, 78 und 72, haben ihnen den Kampf angesagt. Im Keller ihres Hauses in Basel bauen sie aus Velofelgen Abdeckungen für Regentonnen. Diese verhindern, dass die Tierchen ihre Eier im Wasser ablegen können.
In Basel gibt es jedes Jahr mehr Tigermücken. 2022 zählte das Schweizerische Tropen- und Public-Health-Institut rund 19’000 Eier, 2024 bereits 83’000 Eier. Innerhalb der Deutschschweiz ist der Stadtkanton am meisten befallen. Derzeit schlüpfen die Larven aus den Eiern, die überwintert haben, und entwickeln sich zu ausgewachsenen Stechern. Das Problem: Sie übertragen Tropenkrankheiten wie Zika, Dengue, Chikungunya oder das West-Nil-Virus (WNV). In der Schweiz ist bisher noch kein Fall einer solchen Infektion bekannt.
In der Schweiz verbreiten sich Tigermücken dank des milden Klimas. Am meisten kommen sie im Tessin, in Genf sowie in Basel und den umliegenden Dörfern vor. Martin Gschwind vom Schweizerischen Tropen- und Public-Health-Institut sagt: «Die Tigermücken werden in Fahrzeugen weiterverbreitet.» Die Insekten legen ihre Eier in länger stehendem Wasser ab. Deshalb Achtung bei Topfuntersetzern, Regentonnen, verstopften Dachrinnen oder Tiertränken. Diese sollte man regelmässig reinigen oder abdecken.
In der Schweiz verbreiten sich Tigermücken dank des milden Klimas. Am meisten kommen sie im Tessin, in Genf sowie in Basel und den umliegenden Dörfern vor. Martin Gschwind vom Schweizerischen Tropen- und Public-Health-Institut sagt: «Die Tigermücken werden in Fahrzeugen weiterverbreitet.» Die Insekten legen ihre Eier in länger stehendem Wasser ab. Deshalb Achtung bei Topfuntersetzern, Regentonnen, verstopften Dachrinnen oder Tiertränken. Diese sollte man regelmässig reinigen oder abdecken.
Die Nachfrage ist gross
Über 150 Abdeckungen haben Oskar und Regina Lehner produziert und verkauft. Aktuell für 25 Franken das Stück – eine Frühlingsaktion. Er winkt ab und sagt: «Reich wird man damit nicht.» Doch sie können die Felgen verwerten, die bei ihnen daheim herumliegen.
Die beiden haben früher zusammen geschäftet. Er war einst als «Velo Oski» bekannt, flickte und verkaufte in seinem Laden Fahrräder. Dinge bauen, Dinge erfinden – das ist seine Leidenschaft. Wie bei Daniel Düsentrieb. Bald stellte Oskar Lehner selber Tandemvelos her, die Ehefrau Regina vertrieb. Irgendwann rutschte Oskar Lehner in ein Burnout. Im Wohnzimmer am Esstisch fährt er mit den Händen durch die grauen, abstehenden Haare und sagt es so: «Ich bin bitzeli zu fest in die Hosen gestiegen.» Zu viel Arbeit. Die beiden mussten alles aufgeben. Geblieben sind 600 ungebrauchte Velofelgen.
Die Idee, daraus einen Schutz gegen die Tigermückenplage zu machen, hatte der Sohn. Die Eltern fanden: Ja! Aber wie? Oskar Lehner fuhr ein paar Runden auf seinem Rennvelo. Dann war es so wie immer, wenn bei ihm im Oberstübchen eine Idee zündet. «Es macht klickediklickediklick, und ich sehe das fertige Ding vor mir.» Er klopft mit dem Zeigefinger gegen seine Schläfe. «Auch wenns dann am Ende anders herauskommt.» Er grinst. Doch was die beiden bauen, ist einmalig. Oskar hat für jeden Produktionsschritt ein Gerät konstruiert. Und Regina hilft ihm beim Zusammenbauen.
Sie teilen sich die Arbeit auf
Schon als Kinder waren sie unbewusst miteinander verbunden. Das erzählt Regina Lehner auf der Treppe, die in die Kellerwerkstatt führt. Als «kleiner Knopf», habe sie in Basel am einen Ende der Linie des 3er-Trams gewohnt, Oskar am anderen. Sie sei draussen immer auf ein Schemeli gesessen und habe sich vorgestellt, sie warte auf das Trämli. Gleichzeitig habe er nichtsahnend ein Papier mit einer Drei darauf an seine Schranktür gehängt, sich in den Schrank gesetzt und den Trämlipilot gespielt. Im Keller angekommen, schaut Regina Lehner ihren Mann an und lächelt. «Du bist mich holen gekommen.»
Die Arbeitsteilung in der Werkstatt ist klar: Links steht ihr Tisch, rechts seine Werkbank. Regina Lehner zieht sich die Gartenhandschuhe an, zieht das Netz von einer Rolle über die Tischfläche und schneidet einen Kreis aus, den sie mit Oskar Lehners Eigenkreation aus Gummibändern und Klammern an den Felgen festklemmt. Das tut sie jeweils abends. «Mir stinkts, TV zu schauen», erklärt sie. Ihr Mann sehe sich Krimis an. «Die habe ich alle schon gesehen.» Lieber lauscht sie bei der Arbeit alten Schnitzelbänken ab CD.
Jetzt ist ihr Ehemann dran. Er drückt das Netz fest auf die Felgenränder, spannt das Ganze bei der Werkbank in einen Spezialschraubstock ein, den er ebenfalls selbst gemacht hat. Nur ein Schritt von vielen.
Jeder Handgriff sitzt. Trotzdem suchen die beiden nun jemanden, der die Produktion für wenig Geld abkauft und weiterführt. «Wir mögen nicht mehr so arbeiten», sagt Oskar Lehner. «Lieber fahre ich Velo.» Bei Interesse, kann man sich melden.