Paraskavedekatriaphobie als Phänomen
Die Angst hat einen Namen: Paraskavedekatriaphobie heisst die Furcht, dass einem am Freitag, dem 13. etwas Schlimmes zustossen könnte. Das Wort ist eine Kombination aus den griechischen Begriffen «paraskeue» (Freitag), «dekatria» (dreizehn) und «phobos» (Angst).
Laut einer US-amerikanischen Studie aus dem Jahr 2003 litten zwischen 17 und 21 Millionen US-Bürger unter Paraskavedekatriaphobie. Das kostet einen Haufen Geld. Das Stress Management Center and Phobia Institute in Asheville in North Carolina schätzte den volkswirtschaftlichen Schaden durch die Weigerung, zu fliegen oder andere Routinetätigkeiten zu unternehmen, auf 800 bis 900 Millionen US-Dollar pro Stichtag.
Weniger Pannen an diesem Tag
Am 13. Januar 2012 lief das Kreuzfahrtschiff Costa Concordia auf Grund, an einem Freitag, dem 13.! Das war Pech. Denn tatsächlich passiert am Freitag, dem 13. weniger als an einem normalen Freitag.
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Immer wieder machen Versichererer Untersuchungen zum Thema. Ein Check der Pannenmeldungen durch den Allgemeinen Deutschen Automobil-Club ADAC ergab zum Beispiel für das Jahr 2009, dass an den drei Freitagen am 13. eines Monats die Zahl der Unfallmeldungen durchschnittlich 894 betrug. An allen anderen Tagen wurden 975 Unfälle gemeldet. Eine Auswertung der Zurich Versicherung ergab, dass an Freitagen, die auf den 13. eines Monats fallen, weniger Schadensfälle verzeichnet werden als an allen anderen Freitagen im Jahr. Wahrscheinlich, weil die Abergläubischen an diesen Tagen im Bett bleiben.
Die Zahl im Christentum
Die Zahl 13 hat im Christentum einen schlechten Namen. Adam soll an einem Freitag in den Apfel gebissen haben. Jesus Christus an einem Freitag ans Kreuz geschlagen worden sein. Am Vorabend hatte ihn Judas – der 13. Teilnehmer des Abendmahls – verraten. Im Judentum gilt die 13 allerdings als Glückszahl. Fällt der Freitag auf einen 13., ist das besonders gut. Im protestantischen Norden Deutschlands galt der Freitag früher als besonders guter Termin zum Heiraten. Vielleicht, weil Heiraten «Freien» genannt wurde.
Der «Thirteen Club»
Um die Freitagsphobie infrage zu stellen, gründeten Anfang der 1880er-Jahre einige Witzbolde in New York den «Thirteen Club» – natürlich an einem Freitag, dem 13. Sie wollten sehen, ob der 13. der Dinnerrunde innerhalb eines Jahres sterben würde. Er tat es nicht. Stolz verkündeten die Mitglieder nach zwölf Monaten: Alle 13 Dinner-Gäste leben noch.
Der Tag kommt oft vor
Der 13. eines Monats fällt am häufigsten auf einen Freitag. Das hat mit der Einführung des Gregorianischen Kalenders zu tun. Papst Gregor entschied 1582, dass auf den Donnerstag, den 4. Oktober, gleich Freitag, der 15. Oktober, folgen solle. Wer von da an durchzählt, erkennt die Häufigkeit der vermeintlichen Unglückstage.
Freitag, der 13. gibt es mindestens einmal im Jahr
Mindestens einmal im Jahr gibt es einen Freitag, den 13. höchstens jedoch dreimal. 2017 waren es zwei. Dieses Jahr folgt auf den heutigen Freitag, den 13. ein weiterer: der 13. Dezember.
Unglückssymbole
Über den Freitagsaberglauben hat man sich manches zusammengereimt. Zum Beispiel, dass die Zahl 13 und der Freitag beide für sich gesehen schon als Unglückssymbole gelten. Ein Freitag, der 13. wäre also eine Verdopplung der Verschwörungstheorie. Auch malt man sich aus, dass der «Schwarze Freitag», also der US-amerikanische Börsencrash 1929, damit zu tun haben soll, dass er an einem Freitag passierte. Allerdings stürzte die Börse schon am Donnerstag ab. Aufgrund der Zeitverschiebung war es da in Europa bereits Freitag.
Der Teufel
Die 13 überschreitet das geschlossene Zwölfersystem und ist als Primzahl nur durch eins und sich selbst ohne Rest teilbar. Lange hiess sie im deutschen Volksmund das «Dutzend des Teufels». In Hochhäusern wird die 13. Etage zur 14., Hotels verzichten, zuweilen auf eine Zimmernummer 13 – alles, um abergläubische Menschen nicht zu erschrecken. In manchem Flugzeug kommt nach Reihe 12 gleich die 14.
Pessimismus bestärken
Abergläubische stürzen sich auf alles, was ihren Pessimismus bestärkt. So könnte die Freitags-Panik auf das sechste und siebte Buch Moses in der Fassung des Braunschweiger Planet-Verlags von 1949/50 zurückzuführen sein. Dort wird vor Unternehmungen an einem Freitag, dem 13. gewarnt – und viele glaubten, es willig. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts tauchte auch das Gerücht auf, «Freitag, der 13.» sei in Deutschland erst 1957 durch eine Glosse des TV-Journalisten Thilo Koch in der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» zum Begriff geworden.
Die 13. Fee
Im Märchen von Dornröschen ist es die 13. Fee, die die Prinzessin wütend verwünscht. Denn im Schloss gibt es nur zwölf güldene Teller zum Fest. Die 13. Fee war nicht eingeladen.
Ein nationaler Unfalltag in Finnland
In Finnland ist der Freitag, der 13. seit 1995 ein nationaler Unfalltag («kansallinen tapaturmapäivä»), um das Bewusstsein für Sicherheit im Strassenverkehr zu schärfen. Organisatoren sind u. a. Gesundheitsministerium und das Finnische Rote Kreuz.
Für Marketingzwecke genutzt
In den USA hatte 1869 ein Autor die Idee, Kursschwankungen des Goldmarkts mit diesem Datum in Verbindung zu bringen. Sein Werk über Börsenspekulationen hiess «Friday the 13th» und war um 1900 ein Bestseller – und bis heute leben manche im Wahn, das Datum habe etwas mit Börsenglück zu tun.
Nicht in allen Ländern
Was bei uns die 13, ist in Italien die 17, und auch dort wird der gleiche Zauber wie bei uns mit der 13 getrieben. Zum Beispiel wurde das Modell R17 des französischen Fahrzeugherstellers Renault in Italien als R177 verkauft. Der traditionelle Unglückstag ist in Italien dann der Freitag, der 17. Der fatale Charakter der 17 wird aus einem Anagramm der römischen Zahl 17 (XVII) zu VIXI gedeutet, das im Lateinischen «ich habe gelebt« (1. Person Perfekt), also «ich bin tot» bedeutet. Oder die 17 wird mit der Nummer einer der drei römischen Legionen (XVII, XVIII und XIX) in Verbindung gebracht, die bei der Varusschlacht von den Cheruskern vernichtend geschlagen wurden.