«Zum Glück haben wir keine Brio-Bahn gekauft», erzählt Sara Wiget (34). Sohn Mischa (5) und Tochter Adelina (2) fanden die Bahn zwar lässig, aber spielten dann doch nur kurz damit. Sara und ihr Mann Alex (34) sind darum froh, dass nun keine Schienen, Lokomotiven, Wagen und Brücken bei ihnen daheim unbenutzt rumliegen. Denn sie haben die Brio-Bahn «nur» in der Ludothek in ihrem Wohnort Winterthur ZH ausgeliehen und brachten sie nach vier Wochen wieder zurück.
Einmal im Monat fahren Sara oder Alex Wiget mit ihren Kindern in die Ludothek, die zehn Minuten Velofahrt entfernt ist. «Das ist quasi ein Tagesausflug, auf den sich die Kinder immer freuen», erzählt Sara Wiget. Dann bringen sie gemeinsam die gebrauchten Sachen zurück und leihen sich neue aus.
Auch Plastik darf mit
«Zwölf bis 15 Franken dürfen alle Spielsachen zusammen kosten», das sei die Vorgabe. «Mischa überlegt nun, ob er lieber viele kleine Sachen nehmen möchte oder etwas Grosses», erzählt die 34-Jährige, die gerade Wirtschaftsinformatik studiert und ein Praktikum absolviert.
Beliebt sind aktuell bei Mischa und Adelina Fahrzeuge, Puzzles und Duplos. «Nicht immer ganz einfach zum Nach-Hause-Transportieren», sagt Sara Wiget lachend. Aber sie hätten es bis jetzt immer bestens geschafft. So haben sie einen Traktor schon mal mit dem Bollerwagen abgeholt.
«Egal, auch wenn es Plastik-Mist ist»: Die Kinder dürfen in der Ludothek in ihrem Budget frei auswählen, was sie mitnehmen möchten. «Diese Sachen werden dann zu Hause eine Weile bespielt und gehen dann nach vier Wochen wieder zurück.» Das schätzt Wiget sehr.
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Die Kinder dürfen die Dinge auch ein zweites oder gar drittes Mal ausleihen. «So merken wir, was ihnen wirklich zusagt und was einfach auf den ersten Blick spannend aussieht», erzählt sie.
Spielsachen wachsen mit den Kindern
«Ja, wir haben bewusst weniger Spielsachen zu Hause als andere», sagt Wiget. Das sei ihnen aber auch wichtig. Einerseits, weil auszuleihen nachhaltiger sei und andererseits auch, weil sie mit dem Ludothek-Angebot dem Alter entsprechende Spielsachen anbieten kann. «Zum Beispiel Puzzles sind oft schnell gespielt und dann nicht mehr interessant. Würden wir diese kaufen, würden diese dann unbenutzt zu Hause rumliegen», sagt Wiget.
Der Familie ist freies Spielen sehr wichtig. Das klappe besser, wenn es nicht zu viele Spielsachen da habe. «Wir lassen die Spielsachen rotieren. Das heisst, dass beispielsweise die Duplos mal wegkommen und dann später wieder hervorgeholt werden. So bleiben sie spannend», sagt die Mutter von Mischa und Adelina.
300 Franken kosten 12 Franken
Sara Wiget hat mal geschaut, was die Spielsachen kosten würde, die sie ausgeliehen haben. «Schätzungsweise so um die 100 Franken Anschaffungswert haben wir immer zu Hause. Aber wir hatten auch schon ein 300-Franken-Stück zu Hause und dafür zwölf Franken Ausleihgebühr bezahlt», erzählt sie. Das sei schon sehr günstig und dabei eben auch noch umweltfreundlich. Das schätzt sie sehr.
Und was machen sie mit dem «gesparten» Geld? «Wir investieren in Sachen, die bleiben, – wie ein Klettergerüst oder Velo», erzählt die zweifache Mutter.
«Ein Wobbel-Balance-Board, also so ein gebogenes Holzbrett, oder ein Pikler-Dreieck zum Draufrumklettern», das wären die Anschaffungswünsche von Wiget an die Ludothek. «Das sind eher teurere Dinge. So könnten wir ausprobieren, ob wir diese später mal kaufen möchten oder eben nicht, wie bei der Brio-Bahn», sagt sie.
Ohne Hektik
Damit es am Ludothek-Tag keinen Stress gibt, legen die Wigets die Sachen, die sie zurückbringen wollen, schon am Tag vorher parat. «So müssen wir nicht hektisch noch Teile suchen gehen, und die Kinder wollen aber schon los», sagt sie.
Zudem: «Ganz kleine Teile gebe ich den Kindern gar nicht erst, sondern lege sie separat weg, so gehen sie nicht verloren.»
Eine neue Welt
Mit jeden ausgeliehenen Stücken tauchen die Kinder in eine neue Welt ein, erzählt sie. «So haben die Kinder mal ein Feuerwehrkostüm ausgeliehe, da war die Welt komplett eine andere», das sei einfach grossartig zum Zusehen.
Diese neuen Inputs können sie dank der Ludothek umweltfreundlich und nachhaltig ihren Kindern ermöglichen. Eine neue Welt, mit Spielzeug, das nicht neu ist.
Ludotheken werden oft als die kleineren Schwestern von Bibliotheken wahrgenommen. Eine Ludothek bietet Spiele und Spielsachen für jedes Alter an, die für rund vier Wochen ausgeliehen werden können. Das Angebot reicht von Puzzles über Kostüme und Fahrzeuge bis hin zu Lern- und Gesellschaftsspielen – die Auswahl ist vielfältig!
Betrieben werden die Ludotheken meist von Frauen, die sich ehrenamtlich dafür engagieren. Schweizweit sind rund 3500 Menschen in Ludotheken tätig. Nur schätzungsweise zehn Prozent der Ludotheken bezahlen ihre Mitarbeitenden wie Bibliothekarinnen.
«Je öfter eine Ludothek geöffnet hat, desto mehr wird sie benützt. Das wiederum schlägt sich im Personalaufwand nieder, der sich dadurch enorm vergrössert», sagt Erika Rutishauser, Präsidentin des Verbands der Schweizer Ludotheken. Der Verband vereinigt rund 350 selbstständige Ludotheken in der Schweiz und Liechtenstein unter einem Dach.
Die Personalsuche für die regelmässige ehrenamtliche Dienstleistung in der Ludothek werde immer schwieriger: «Zu Recht möchten die Personen entlohnt werden, denn sie leisten einen wertvollen Dienst an der Allgemeinheit.» Das Potenzial der Ludotheken sei noch lange nicht ausgeschöpft. «Richtig eingesetzt können sie wichtige Beiträge leisten: Beispielsweise in der frühen Förderung, der Integration von Zuzüglern in Gemeinden oder als Treffpunkt in Quartieren», ist Rutishauser überzeugt.
Das bedingt aber eine grosszügige Unterstützung durch die öffentliche Hand. Ohne Unterstützung kann eine Ludothek nicht betrieben werden. Wünschenswert wäre es, wenn diese Finanzierung an diejenige der Bibliotheken angepasst würde. Schliesslich spielt der Mensch, bevor er liest.
Ludotheken werden oft als die kleineren Schwestern von Bibliotheken wahrgenommen. Eine Ludothek bietet Spiele und Spielsachen für jedes Alter an, die für rund vier Wochen ausgeliehen werden können. Das Angebot reicht von Puzzles über Kostüme und Fahrzeuge bis hin zu Lern- und Gesellschaftsspielen – die Auswahl ist vielfältig!
Betrieben werden die Ludotheken meist von Frauen, die sich ehrenamtlich dafür engagieren. Schweizweit sind rund 3500 Menschen in Ludotheken tätig. Nur schätzungsweise zehn Prozent der Ludotheken bezahlen ihre Mitarbeitenden wie Bibliothekarinnen.
«Je öfter eine Ludothek geöffnet hat, desto mehr wird sie benützt. Das wiederum schlägt sich im Personalaufwand nieder, der sich dadurch enorm vergrössert», sagt Erika Rutishauser, Präsidentin des Verbands der Schweizer Ludotheken. Der Verband vereinigt rund 350 selbstständige Ludotheken in der Schweiz und Liechtenstein unter einem Dach.
Die Personalsuche für die regelmässige ehrenamtliche Dienstleistung in der Ludothek werde immer schwieriger: «Zu Recht möchten die Personen entlohnt werden, denn sie leisten einen wertvollen Dienst an der Allgemeinheit.» Das Potenzial der Ludotheken sei noch lange nicht ausgeschöpft. «Richtig eingesetzt können sie wichtige Beiträge leisten: Beispielsweise in der frühen Förderung, der Integration von Zuzüglern in Gemeinden oder als Treffpunkt in Quartieren», ist Rutishauser überzeugt.
Das bedingt aber eine grosszügige Unterstützung durch die öffentliche Hand. Ohne Unterstützung kann eine Ludothek nicht betrieben werden. Wünschenswert wäre es, wenn diese Finanzierung an diejenige der Bibliotheken angepasst würde. Schliesslich spielt der Mensch, bevor er liest.