Kein Schleppen mehr
Drei Gramm Waschstreifen ersetzen kiloweise Waschmittel

Beim Flüssigwaschmittel hochschleppen, fragte sich Roman Stämpfli, ob das nicht handlicher und umweltfreundlicher geht. Gemeinsam mit Marko Vidmar erfand er Waschstreifen. Ihre «imperfekte Lösung» erhält begeisterte Rückmeldungen.
Publiziert: 19.03.2021 um 15:20 Uhr
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Aktualisiert: 09.04.2021 um 14:58 Uhr
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Ein Drei-Gramm-Waschstreifen in eine volle Maschine mit dreckiger Wäsche: So funktioniert waschen dank Marko Vidmar und Roman Stämpfli.
Foto: Sandra Kennel
Barbara Ehrensperger

Keine Flüssigwaschmittel-Plastikflaschen mehr: Das ist die Vision von Marko Vidmar (38) und Roman Stämpfli (39). Die beiden Zürcher möchten mit ihrem Waschstreifen Bluu die Plastikverpackungen und grosses Waschmittel-Schleppen überflüssig machen und das Waschen vereinfachen: Waschmaschine beladen, Waschmittelstreifen hineinlegen, waschen und anschliessend die saubere Wäsche herausnehmen.

Drei Gramm schwer sind die vordosierten Waschstreifen. Ein dünner Streifen gepresstes Waschmittel reicht für einen Waschgang. Weil das Waschmittel so leicht ist, spart es beim Transport laut Vidmar und Stämpfli im Vergleich zu herkömmlichen Waschmitteln95 Prozent CO2 ein.

In Europa noch nicht bekannt

Der Waschstreifen sei zu 100 Prozent biologisch abbaubar. Klingt zu schön, um wahr zu sein? «Ja, das ging uns am Anfang auch so», sagt Vidmar. Wann finde man schon ein Produkt, das einem das Leben erleichtere und erst noch besser für die Umwelt sei? «Ausserdem ist das Produkt in Europa noch nicht bekannt», ergänzt der erfahrene Start-up-Gründer.

Roman Stämpfli begann sich schon im ersten Lockdown, also im Frühling im 2020, schlauzumachen, wie die Waschstreifen funktionieren und wie man sie herstellen könnte.

Nach vielen schlaflosen Nächten und rauchenden Köpfen hielten sie im November 2020 das fertige Produkt in der Hand. Ende 2020 kündigte der Familienvater Vidmar seinen sicheren Job und setzte voll auf die Karte Waschstreifen. Der Mittwochnachmittag ist und bleibt aber für seinen Sohn reserviert.

«Imperfekte Lösung»

Sowohl Stämpfli als Eventveranstalter wie auch Vidmar als Verkaufsleiter in der Medizinaltechnik-Branche sind beide Quereinsteiger im Waschmittel-Business – aber heute schon fast die Spezialisten. In Europa gibt es keinen Waschstreifen Hersteller, daher ist ihre aktuelle Lösung «imperfekt»: Die Waschmittelstreifen werden in China produziert, denn mit dem Hersteller in Kanada konnten sie sich nicht einigen.

«Aber unser Ziel ist ganz klar, unsere Waschstreifen in der Schweiz oder in Süddeutschland produzieren zu können. Und das möglichst schnell», sagen die beiden. Da Roman Stämpfli bereits zwei Jahre in China gearbeitet hatte, konnte er auf Erfahrungen und Verbindungen zurückgreifen.

Laut den beiden Waschstreifen-Chefs kommen die meisten Tenside – die Grundzutat für ein Waschmittel – aus China. Die weiteren Rohstoffe kämen oft aus Ungarn oder Polen und die Waschmittel werden dann in der Schweiz nur zusammengemischt.

Heftige Flecken behandeln

«Wir haben die Waschstreifen natürlich zu Hause ausgiebig getestet», sagen beide. Bei Vidmars auf Familientauglichkeit, Er hat zwei Kinder, die drei und sechs Jahre alt sind. Das Fazit der Familie: Hartnäckige Flecken mit Gallseife vorbehandeln, alles andere werde mit Bluu spielend sauber.

«Grundsätzlich sind die üblichen Waschmittel viel zu stark und aggressiv. Denn diese werden für die üblen Flecken ausgelegt und nicht dafür, dass 90 Prozent der Wäsche diese Stärke gar nicht benötigt», erklärt Stämpfli.

Ein Streifen für alles

«Viele Leute sind überrascht, wenn wir sagen, dass man auch Wolle und Feines und auf Reisen für die Handwäsche einen Waschstreifen nutzen kann», erzählt er. Das komme eben daher, dass sie quasi nur das Nötigste an Waschmittel in den Streifen gepackt haben. Sie versprechen, dass die Waschstreifen sind frei von Konservierungsmitteln, Palmöl, Bleichmitteln, optischen Aufhellern, Stärke, Phosphaten und anderen giftigen Chemikalien.

Damit werde auch die Umwelt geschont – denn das Waschwasser gelangt ja via Kläranlage wieder in die Umwelt. Dass ihnen die Mitmenschen auch am Herzen liegen, zeigen sie in dem sie für jede verkaufte Packung Waschstreifen die Organisation «Viva con Agua», die Zugang für alle zu sauberem Trinkwasser schaffen, unterstützen. Und das von der ersten verkauften Schachtel an.

Begeisterte Kunden

Obwohl Vidmar und Stämpfli erst im Januar 2021 die ersten Packungen Bluu verkauft haben (ab November 2020 haben sie Familie und Freunde beliefert), werden heute schon rund 100 Packungen pro Tag verschickt. «Tendenz steigend», freut sich Vidmar. Und noch mehr freuen sie sich über die vielen, sehr begeisterten Kommentare wie: «Ich benutze die Waschstreifen schon einige Zeit und bin begeistert. Meine Mutter konnte ich ebenso überzeugen wie mein Omi. Sie wohnt in einem Alterswohnheim und wäscht noch selbst in der Waschküche im Keller. Da sie auf einen Rollator angewiesen ist, muss sie endlich nicht mehr schwer schleppen, sondern kann ganz einfach mit einem leichten und sogar umweltfreundlichen Waschmittel in die Waschküche! Wirklich toll!»

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