«Ja, es kostet mehr: Fürs Gift spritzen auf den Geleisen beziffern sich die Tageskosten auf gut 2000 Franken. Mit dem Heisswasser-Dampf-System steigen die Tageskosten auf rund 6’000 Franken», erklärt Patrik Bösch (39), Leiter Bahndienst der Rigi Bahnen AG.
Statt nur auf das umstrittene Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat setzen die Rigi Bahnen neu auch auf heisses Wasser und Dampf, um die Gleise von Unkraut zu befreien. Die unerwünschten Pflanzen müssen aus Sicherheitsgründen entfernt werden, denn durch der Bewuchs verschliesst die Hohlräume im Schotterbett, dadurch wird die Gleisanlage eine feste Masse, durch die Witterung (Regenwasser fliesst nicht ab), Temperatureinflüssen (Gefrieren der kompakten Masse hebt das Gleisbett, hat es kein Bewuchs, kann sich der Frost in den Hohlräumen ausbreiten) und Verkehrslasten kann es zu Verformungen des Gleiskörpers kommen.
Warum die Bahnen mehr bezahlen
Mit dem Heisswasser-Dampf-Verfahren kostet das Verfahren rund dreimal mehr als mit dem Gift. Warum bezahlen die Rigi Bahnen so viel mehr? «Wir möchten gerne einen Teil der Lösung sein. Statt weiter nur Gift zu spritzen, versuchen wir, etwas Nachhaltigeres mitzuentwickeln», so Bösch.
«Natürlich kann man sagen, das ist ein Tropfen auf einen heissen Stein – aber als Unternehmen ist es uns wichtig», bekräftigt er. Auch als Privatperson möchte er seinen beiden Buben gern eine Natur hinterlassen, «die sie geniessen können».
Alternative zum Gift
Der ehemalige Hochbauzeichner und Maurer ist bei den Rigi Bahnen für die 16 Kilometer Zahnradbahn-Strecke, Brücken, Mauern und das Unkraut wie auch die gewollte Bepflanzung zuständig. Bisher wurde im Frühling und im Herbst ausserhalb der Grundwasserschutzzonen Glyphosat gespritzt. Das sogenannte Totalherbizid tötet jede Pflanze, die nicht gentechnisch so verändert wurde, dass sie den Einsatz überlebt. Damit zerstört Glyphosat die Artenvielfalt.
Heute wenden die Rigi Bahnen ein Mal pro Jahr das Heisswasser-Dampf-Verfahren. Ihre Erfahrung melden sie an den Produzenten Müller Gleisbau AG aus Frauenfeld TG und entwickeln so das Verfahren mit. «Wir hoffen, dass es damit für alle Bahnen tauglich wird und als Massenprodukt dann auch günstiger», erklärt Bösch. Er hat bei den Tests gesehen, wie gut das Verfahren wirkt und dass das Unkraut verschwindet.
So funktioniert das Verfahren
Um das Unkraut zu vernichten, kommt ein Tiefgänger zum Einsatz. Darauf werden unter anderem Tank, Öfen und Düsen geladen und anschliessend mit dem Triebfahrzeug nach oben geschoben. Das Wasserdampf-Gemisch wird auf 130 Grad erhitzt und durch eine Düse auf die Pflanzen im Gleisbereich gespritzt.
Damit das Wasser nicht abkühlt, kommen schwarze Gummilappen auf den Schienen zum Einsatz. Der Wasserdampf tritt darunter aus. Die Hitze des Dampfes löst in der Pflanze einen Eiweissschock aus, der die Zellwand zerstört. Dadurch kann die Pflanze kein Wasser mehr aufnehmen und vertrocknet.
Zuerst testeten die Rigi Bahnen das Verfahren mit einem Handgerät. «Aber das war zu aufwändig», so Bösch. Die Müller Gleisbau AG baute ihnen daraufhin eine Massanfertigung, die auf einen Güterwagen oder Tiefgänger passt. «Wir haben das System so umgebaut, dass es fürs Schienennetz praktisch anwendbar ist», erklärt Werner Messmer (61), der bei Müller Gleisbau AG als Geschäftsleiter Grün&Forst arbeitet und zudem verantwortlich ist für die Zusammenarbeit mit Müller Technologie.
1300 Kilo Glyphosat benötigte die SBB im Jahr 2020, um die unverwünschten Pflanzen auf Gleisanlagen zu bekämpfen. «Es ist das einzige zugelassene Herbizid für Bahnanlagen in der Schweiz. Es wird nur sehr selektiv auf die unerwünschten Pflanzen ausgebracht. Dies geschieht in der Regel zu Fuss durch fachkundiges Personal mit handgeführten Spritzgeräten», erklärt Martin Meier, Mediensprecher der SBB.
Doch auch die SBB möchte weg vom Gift: «Bis 2025 möchten wir auf den Einsatz von Glyphosat zu verzichten. So sind wir seit rund drei Jahren sind wir mit einem eigens entwickelten, weltweit einzigartigen Prototyp eines Heisswasser-Spritzfahrzeugs unterwegs».
Heisswasser sei eine wirkungsvolle Methode und je nach Energiebereitstellung – keine fossilen Energieträger – auch eine umweltfreundliche Methode. Und auch Meier sieht das grosse Aber: «Der Materialeinsatz und die damit verbunden Logistik ist sehr gross. Zudem ist die Methode zeitintensiver als chemische Lösungen, was bedeutende betriebliche Nachteile und Kosten mit sich bringt.»
Das aktuelle Fazit der SBB: «Heisswasser ist ein Teil einer Gesamtlösung, um den Glyphosat zu reduzieren, jedoch keine Eins-zu-Eins-Ersatzlösung.»
1300 Kilo Glyphosat benötigte die SBB im Jahr 2020, um die unverwünschten Pflanzen auf Gleisanlagen zu bekämpfen. «Es ist das einzige zugelassene Herbizid für Bahnanlagen in der Schweiz. Es wird nur sehr selektiv auf die unerwünschten Pflanzen ausgebracht. Dies geschieht in der Regel zu Fuss durch fachkundiges Personal mit handgeführten Spritzgeräten», erklärt Martin Meier, Mediensprecher der SBB.
Doch auch die SBB möchte weg vom Gift: «Bis 2025 möchten wir auf den Einsatz von Glyphosat zu verzichten. So sind wir seit rund drei Jahren sind wir mit einem eigens entwickelten, weltweit einzigartigen Prototyp eines Heisswasser-Spritzfahrzeugs unterwegs».
Heisswasser sei eine wirkungsvolle Methode und je nach Energiebereitstellung – keine fossilen Energieträger – auch eine umweltfreundliche Methode. Und auch Meier sieht das grosse Aber: «Der Materialeinsatz und die damit verbunden Logistik ist sehr gross. Zudem ist die Methode zeitintensiver als chemische Lösungen, was bedeutende betriebliche Nachteile und Kosten mit sich bringt.»
Das aktuelle Fazit der SBB: «Heisswasser ist ein Teil einer Gesamtlösung, um den Glyphosat zu reduzieren, jedoch keine Eins-zu-Eins-Ersatzlösung.»
Energieverschleiss versus Gift?
Sowohl Messmer als auch Bösch sind sich bewusst, dass das Heisswasser-Dampf-Verfahren viel Energie verbraucht. Besonders das Heizen des heissen Wassers mit Heizöl möchten sie verbessern. Eine ihrer Ideen: «Wir versuchen, statt Heizöl gebrauchtes Frittieröl und Biodiesel zu verwenden», erklärt Messmer.
Eine weitere Idee haben sie bereits umgesetzt: Statt kaltes Wasser nehmen sie warmes – so wird weniger Energie zum Aufheizen verbraucht. Zum Beispiel nutzten sie das warme Abfallwasser aus der Produktion der Appenzeller Brauereien, als sie bei den Appenzeller Bahnen unterwegs waren.
«Es braucht Hirnschmalz, um das System immer wieder zu verbessern», sagt Bösch lachend. So entwickelt sich das System dank der Pionierbahnen weiter. «Das Heisswasser-Dampf-System könnte auf dem ganzen Schienennetz in der Schweiz im Einsatz sein», sagt Messmer. Und dann wäre eigentlich kein Gift mehr nötig, das in den Boden und ins Grundwasser gelangt.