Die Verhandlungen am siebenundzwanzigsten Klimagipfel in Ägypten, der ursprünglich schon am Freitag hätte zu Ende sein sollen, waren zäh. Bei Redaktionsschluss gestern Abend war die finale Besprechung noch im Gange. Für SonntagsBlick zog Umweltministerin Simonetta Sommaruga trotzdem ein erstes Fazit.
SonntagsBlick: Simonetta Sommaruga, glauben Sie, dass es dieses Jahr überhaupt zu einer gemeinsamen Schlusserklärung kommt?
Simonetta Sommaruga: Den ganzen Samstag wurde darum gerungen. Ich habe unzählige Telefonate geführt und unsere Delegation macht bis ganz zuletzt Druck für gute Lösungen. Während die ersten Vorschläge uns sogar hinter die Beschlüsse von Glasgow gebracht hätten, hat sich die Ausgangslage in den letzten Stunden immerhin etwas verbessert.
Nach nächtelangen Verhandlungen hat sich die Weltklimakonferenz in Ägypten auf eine Abschlusserklärung geeinigt. Darin bekräftigten die rund 200 Staaten am frühen Sonntagmorgen ihren früheren Beschluss, die Verbrennung klimaschädlicher Kohle herunterzufahren. Ein Abschied von Öl und Gas wird nicht erwähnt.
Ärmere Länder erhalten Klima-Ausgleichszahlungen
Die Weltklimakonferenz in Ägypten hat sich erstmals auf einen gemeinsamen Geldtopf zum Ausgleich von Klimaschäden in ärmeren Ländern geeinigt. Den neuen Fonds beschlossen die Vertreter von rund 200 Staaten am frühen Sonntagmorgen. Die notwendige Billigung der Abschlusserklärung stand allerdings noch aus.
Abgefedert werden sollen unabwendbare Folgen der Erderhitzung wie immer häufigere Dürren, Überschwemmungen und Stürme, aber auch der steigende Meeresspiegel und Wüstenbildung. Die Frage hatte sich als grösster Streitpunkt durch die zweiwöchige Konferenz in Scharm el Scheich gezogen, die um rund 36 Stunden verlängert wurde.
In dem Beschluss werden keine Summen für den neuen Entschädigungsfonds genannt und auch nicht, wer genau einzahlen soll. Begünstigt werden sollen Entwicklungsländer, die besonders gefährdet sind. Auf diese Eingrenzung hatte besonders die EU gepocht.
Nach nächtelangen Verhandlungen hat sich die Weltklimakonferenz in Ägypten auf eine Abschlusserklärung geeinigt. Darin bekräftigten die rund 200 Staaten am frühen Sonntagmorgen ihren früheren Beschluss, die Verbrennung klimaschädlicher Kohle herunterzufahren. Ein Abschied von Öl und Gas wird nicht erwähnt.
Ärmere Länder erhalten Klima-Ausgleichszahlungen
Die Weltklimakonferenz in Ägypten hat sich erstmals auf einen gemeinsamen Geldtopf zum Ausgleich von Klimaschäden in ärmeren Ländern geeinigt. Den neuen Fonds beschlossen die Vertreter von rund 200 Staaten am frühen Sonntagmorgen. Die notwendige Billigung der Abschlusserklärung stand allerdings noch aus.
Abgefedert werden sollen unabwendbare Folgen der Erderhitzung wie immer häufigere Dürren, Überschwemmungen und Stürme, aber auch der steigende Meeresspiegel und Wüstenbildung. Die Frage hatte sich als grösster Streitpunkt durch die zweiwöchige Konferenz in Scharm el Scheich gezogen, die um rund 36 Stunden verlängert wurde.
In dem Beschluss werden keine Summen für den neuen Entschädigungsfonds genannt und auch nicht, wer genau einzahlen soll. Begünstigt werden sollen Entwicklungsländer, die besonders gefährdet sind. Auf diese Eingrenzung hatte besonders die EU gepocht.
Wird die Erklärung ambitioniert genug sein?
Auch wenn die Nacht schon fortgeschritten ist: Ich kann es noch nicht abschliessend sagen. Aber es sieht nicht so aus, als ob wir morgen dem 1,5-Grad-Ziel näher wären. Das Risiko, dass wir dieses Ziel ausgerechnet an einer Konferenz in Afrika aus den Augen verlieren könnten, ist enttäuschend. Das wäre gerade für die ärmsten Länder, die schon heute von der
Klimaerwärmung existenziell bedroht sind, eine Katastrophe. Wenn die Länder und insbesondere die grossen Emittenten die Beschlüsse aber ambitioniert umsetzen, dann ist das 1,5-Grad-Ziel immer noch erreichbar.
Wie sieht es mit der viel diskutierten Finanzierung der Klimaschäden aus?
Die ägyptische Präsidentschaft hat zwar einen Fonds vorgeschlagen, um Länder für die Schäden des Klimawandels zu unterstützen. Aber ein Fonds, zu dem weder die grössten Verursacher etwas beitragen müssen und zu dem sogar finanzstarke Staaten wie Saudi-Arabien Zugang haben – das ist keine befriedigende Lösung. Zusammen mit vielen solidarischen Staaten hat die Schweiz darum verlangt, dass die grossen Verursacher und die finanzkräftigen Länder auch etwas beitragen müssen, und dass dieser Fonds vor allem für die verletzlichsten Staaten da ist. Dafür haben wir gekämpft bis zur letzten Minute.
Gab es auch Entwicklungen, die Sie positiv stimmen?
Die Einsicht, dass die Weltgemeinschaft mehr tun muss für den Klimaschutz, und dass alle etwas beitragen müssen, ist sehr breit abgestützt. Die Erkenntnisse der Wissenschaft spielen eine wichtige Rolle. Die Situation in vielen armen Staaten und den Inseln im Pazifik ist dramatisch. Das Problem ist, dass sich ein paar grosse Emittenten und Schwellenländer hinter den ärmsten Staaten zu verstecken versuchen. Die Schweiz hat den Finger auf diesen wunden Punkt gelegt und das offen angesprochen.
Ist es für Sie manchmal ernüchternd, zu erleben, wie schleppend die Verhandlungen vorangehen?
Natürlich, und wie! Aber wir müssen auch realistisch sein: Die rund 190 Länder, die das Pariser Übereinkommen unterzeichneten, haben unterschiedlichste Ausgangslagen, Herausforderungen und Bedürfnisse. Da sind zum Beispiel die kleinen Inselstaaten wie Tuvalu, für welche die Klimaerwärmung existenzbedrohend ist. Dann gibt es Staaten wie Saudi-Arabien, die nur dank Öl, Gas oder Kohle reich sind. Oder Entwicklungsländer, die Öl- und Gasvorkommen haben, und diese nun fördern und damit auch reich werden wollen. Da prallen Welten aufeinander.
Wie schaffen Sie es, zuversichtlich zu bleiben, was den Kampf gegen den Klimawandel angeht?
Ich halte mich an die Fakten. Die Wissenschaft sagt uns: Wir können das 1,5-Grad-Ziel noch erreichen. Und ich erlebe gerade in der Schweiz ein Umdenken: Der Krieg gegen die Ukraine hat uns gezeigt, was es bedeutet, wenn man von Gas und Öl aus dem Ausland abhängig ist. Darum wollen immer mehr Menschen einheimische Energie aus Sonne, Wasser, sie wollen Wärme aus dem Boden, denn das bedeutet mehr Energiesicherheit, und es ist gleichzeitig auch der beste Klimaschutz.
Können Sie nachvollziehen, wenn Klimaaktivisten vermehrt zu zivilem Ungehorsam greifen?
Ich kann die Ungeduld verstehen. Suppe auf Bilder zu werfen oder sich am Boden fest zukleben ändert aber noch nichts. Etwas ändern kann man gerade in der Schweiz, indem man ein Ja zum Klimaschutz in die Urne wirft. Oder indem man sich politisch beteiligt. Es würde mich freuen, wenn die jungen Menschen, die sich fürs Klima engagieren, morgen in einem Gemeinderat, im Schweizer Parlament oder der Regierung sitzen. Am Freitag sass neben mir die schwedische Umweltministerin Romina Pourmokhtari – sie ist 27 Jahre alt.