Strom für 740 Vierpersonen-Haushalte
Aus Staumauer wird 10'000-Quadratmeter-Solaranlage

Die längste Staumauer der Schweiz soll zu einer riesigen Solaranlage werden. 740 durchschnittliche Vierpersonenhaushalte verbrauchen könnten ein Jahr lang von der Produktion leben – aber ein Detailhändler hat den Strom für 20 Jahre gekauft.
Publiziert: 22.01.2021 um 11:03 Uhr
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Aktualisiert: 22.01.2021 um 11:34 Uhr
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So soll die Staumauer des Muttsees im Glarnerland mit Solarpanels eingedeckt aussehen.
Foto: Axpo
Barbara Ehrensperger

«Grösste Solaranlage in den Alpen», schreiben die zukünftigen Betreiber der Solaranlage «Solar Alpin» an der Muttsee-Staumauer in den Glarner Alpen.

Die Solaranlage wird eine Fläche von 10'000 Quadratmetern bedecken, was ungefähr 1,5 Fussballfelder entspricht. Die Staumauer gehört zum Pumpspeicherwerks Limmern und liegt auf 2500 Meter über Meer in den Glarner Alpen.

Die Anlage soll im Sommer 2021 fertig sein, 5000 Solarmodule umfassen und jährlich rund 3,3 Gigawattstunden Strom liefern. Das entspricht dem Verbrauch von 740 Vierpersonenhaushalten.

Doch verbrauchen wird der Strom kein Haushalt, sondern Denner. Der Detailhändler kauft den Betreibern, dem Energiekonzern Axpo und der IWB (Energieversorger der Region Basel) den Strom für die nächsten 20 Jahre ab.

Rund acht Millionen Franken Kosten

Warum dies? «Weil der normale Verkauf des Stroms nicht rentabel ist», erklärt Axpo-CEO Christoph Brand. Das heisst, der Detailhändler bezahlt mehr «als das heutige Marktniveau», wie Denner-Chef Mario Irminger sagt.

Der Axpo-Chef weist mehrmals darauf hin, dass sie vom Bund erwarten bessere Rahmenbedingungen für den Bau solcher Anlagen wünschen, damit diese rentabel betrieben werden könnten. «Auf Sponsoring-Basis, wie mit Denner, können wir keine Energiewende schaffen».

Gekostet hat das Projekt rund acht Millionen Franken. «Da Kabel und Leitungen schon da sind, ist es für uns ideal», sagt Brand. «Aber dafür kostet der Bau und Unterhalt einer Anlage in solcher Höhe mehr, sagt der Chef von IWB, Claus Schmidt. «Mit dieser Anlage kann man nun in der Schweiz Erfahrungen sammeln, wie Solaranlagen in der Höhe funktionieren.»

Winterstrom produzieren

Aufgrund der alpinen Lage ist die Solaranlage besonders effektiv und liefert fast die Hälfte ihrer Produktion im Winterhalbjahr, wie eine Studie der ZHAW Wädenswil zeigt. Dies einerseits, weil die Anlage über der Nebeldecke liegt und damit mehr Sonneneinstrahlung ausgesetzt ist.

Ausserdem kommt der «Albedo-Effekt» hinzu: Sonnenlicht wird von der Schneedecke reflektiert, was zu einer höheren Solarstrom-Produktion führe. Ausserdem hätten Solaranlagen gerne kalt.

Sinnvolle Anlage findet Greenpeace

«Wir brauchen mehr solche Anlagen», sagt Georg Klingler von der Umweltorganisation Greenpeace Schweiz. Und ist sich mit dem Axpo-Chef einig: «Die Politik ist gefordert, für solche sehr sinnvollen Fotovoltaik-Anlagen die Rahmenbedingungen rasch zu verbessern.»

Weil Staumauern, Lawinenverbauungen, Lärmschutzwände oder auch oft landwirtschaftliche Infrastrukturen wie Gewächshäuser als Bauten ausserhalb der Bauzonen gelten, sei die Bewilligung heute massiv erschwert.

«Hier muss die Politik nun rasch Planungssicherheit schaffen, denn es ergebe aus ökologischer Sicht absolut Sinn, solche Anlagen an bestehenden Infrastrukturen zu bauen.»

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