Heute wissen wir bereits von mehr als 2000 verschiedenen Arten essbarer Insekten. In vielen Ländern stehen Käfer und andere Krabbeltiere auf dem täglichen Speiseplan – für etwa zwei Milliarden Menschen sind Insekten bereits Teil ihrer Ernährung. Dass die Krabbeltierchen viele gute Nährstoffe wie Proteine, essenzielle Fette sowie Kalzium beinhalten, ist bekannt. Sie könnten also einen wesentlichen Teil zur Lösung der Nahrungsknappheit beitragen.
Insektenöl statt Palmöl
Trotz der Reichhaltigkeit an Nährstoffen können sich die meisten von uns Käfer nur schlecht auf dem täglichen Speiseplan vorstellen. Was aber, wenn die Insekten auf dem Teller nicht mehr zu erkennen wären? Genau dies versucht ein indonesisches Unternehmen. Es produziert ein neuartiges Öl, das aus Käferlarven gewonnen wird. Das Ziel der Unternehmung ist es, der weltweiten Nachfrage nach Palmöl entgegenzuwirken, indem es eine gesündere und nachhaltigere Alternative schafft.
Biteback Insect nutzt zur Produktion von Ölen und Fetten die Larven des «Grossen Schwarzkäfers». Daraus gewonnene Öle und Fette können nicht nur zum Kochen und Backen genutzt werden, sondern wie Palmöl auch für Kosmetikprodukte. Im Unterschied zum Palmöl lässt sich aus den Käferlarven auf einer gleich grossen Fläche ganze 40-mal mehr Öl gewinnen.
Eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft
Der Produktionsprozess von Biteback folgt den Prinzipien einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft. So werden die zur Ölproduktion genutzten Insekten mit den Abfällen verarbeiteter Lebensmitteln gefüttert. Das aus ihnen produzierte Öl wird wiederum für die Lebensmittelproduktion verwendet. Und die Abfälle der Lebensmittel können dann erneut als Futter für die Larven genutzt werden.
Derzeit ist Käferöl in der Herstellung deutlich teurer als Palmöl
Hinsichtlich des Preisfaktors kann Käferöl jedoch noch nicht ganz mit Palmöl mithalten. Momentan ist es im Vergleich deutlich teuer und wird nur als Premiumprodukt angeboten. Doch die Hersteller sind sich sicher, dass sie die Produktion bei steigender Nachfrage einfacher skalieren und die Kosten ebenfalls deutlich senken könnten. Dann könnten sie auch versuchen, den Massenmarkt in Südostasien zu bedienen. Dort ist der Konsum von Insekten völlig alltäglich.
In der Schweiz nicht erlaubt
Laut Philipp Egli, Geschäftsführer der Insekterei in Freienbach, ist es in der Schweiz nicht erlaubt, Lebensmittelzutaten (wie Öl oder Proteinextrakte) aus Insekten zu isolieren. «In der Zukunft wird es wahrscheinlich Anpassungen dieser Gesetzesgrundlagen geben», meint er. Er findet das Konzept von BiteBack Insect spannend, da sie in Indonesien Insekten farmen – just da, wo die Produktion von Palmöl die grössten Probleme verursacht.
Insektenpulver aus Freienbach
Die Insekterei bietet Proteinpulver aus gerösteten und gemahlenen Grillen an. Dieses Proteinpulver sei sehr hochwertig. «Im Sommer haben wir eine Studie mit der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften abgeschlossen, um Protein-, Vitamin-E- und Folsäure-Gehalt zu analysieren. Nun sind wir dabei uns bei der Stiftung Folsäure als Partner akkreditieren zu lassen», sagt Egli weiter. Für die nächsten Monate bekamen sie Forschungsgelder vom Bund, um mit Agroscope zusammen das Thema Proteinqualität von Insekten weiter zu erforschen.
Die «Insekterei» ist die erste Grillenfarm der Schweiz, die Proteinpulver und andere Produkte in Bio-Qualität und lokal produziert anbietet.