Seit der Corona-Krise werden Plastikröhrli, -Einwegbecher und Co. aus Hygienegründen wieder öfters verwendet. Das wäre gar nicht nötig, finden über hundert Experten, die Greenpeace zur Sicherheit von Mehrwegprodukten befragte
«Ich selbst trage eine wiederverwendbare Maske in den öffentlichen Verkehrsmitteln», sagt Gerhard Eich, Abteilungsleiter Infektiologie, Spitalhygiene und Arbeitsmedizin am Stadtspital Triemli, der als Experte von Greenpeace angefragt wurde.
Ausserhalb des Spitals seien zertifizierte Einwegmasken nicht unbedingt nötig, findet Eich. Denn man sei dem Virus deutlich weniger ausgesetzt. Auch auf Einmalhandschuhe könne man verzichten. Jedoch seien die Hygienemassnahmen absolut notwendig und sehr wichtig.
Seit Frühling gibt es ein Label für die Qualität von Stoffmasken. Dieses soll den Konsumenten Sicherheit bieten. Doch kein einziges Produkt ist bis jetzt zertifiziert. Nun werden die Anforderungen gesenkt.
Mehrweg fördern
«Gesundheitsmassnahmen während der Corona-Pandemie dürfen die Gesundheit des Ökosystems Erde nicht schädigen», sagt Jane Muncke, Geschäftsführerin des Schweizer Food Packaging Forum. «Die Förderung von unnötigem Einwegplastik zur angeblichen Verringerung der Ansteckungsrisiken wirkt sich negativ auf Umwelt und Gewässer aus – im Gegensatz zur sorgfältigen, sicheren Verwendung von Mehrwegprodukten.»
Über 115 Gesundheitsexpertinnen und -experten weltweit garantieren, dass die Benutzung wiederverwendbarer Produkte während der Corona-Pandemie sicher ist. In der publizierten Erklärung widerlegen sie anderweitige Behauptungen der Kunststoffindustrie. Und betonen, dass Mehrwegsysteme bei Einhaltung grundlegender Hygiene-Massnahmen sicher sind – sowohl für Verbraucher als auch für Detailhändler.
Abschreckende Behauptungen
Sie halten fest, dass Haushalts-Desinfektionsmittel auch bei harten Oberflächen von Mehrwegprodukten wirksam sind. Die Erklärung wird aufgrund von Entwicklungen publiziert, die der Corona-Ausbruch ausgelöst hat: Bestehende Plastikverbote wurden vorübergehend aufgehoben und Mehrwegprodukten in Läden und Take-aways abgelehnt.
«Es ist schockierend zu sehen, wie die Kunststoffindustrie die Pandemie ausnutzt. Sie verbreitet falsche Behauptungen, um Menschen von nachhaltigen Mehrweglösungen abzuschrecken und ihren umweltschädigenden Einwegplastik zu fördern», sagt Matthias Wüthrich, Fachexperte für Zero Waste bei Greenpeace Schweiz. «Deshalb ist es umso wichtiger über die Sicherheit von Mehrwegsystemen informieren. So können wir unsere Gesundheit bewahren und unseren Planeten schützen».