In der Schweiz produziert
Rocker-Paar lässt T-Shirts in Willisau LU nähen

Das schwarze T-Shirt legt 2247 Kilometer zurück und das bedruckte 2334. Tina und Daniel Frey, die Inhaber der Kleidermarke Souls of Rock, wissen das, weil sie alle Stationen des Shirts selbst besucht haben.
Publiziert: 07.05.2021 um 01:40 Uhr
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Aktualisiert: 07.05.2021 um 08:35 Uhr
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So sieht das T-Shirt aus Baumwolle aus Griechenland, genäht in Willisau LU, aus.
Foto: Souls of rock
Barbara Ehrensperger

Ein T-Shirt für 89 Franken – Das ist der Preis, für den die Umwelt sauber gehalten wird und Menschen in Griechenland, Österreich und in der Schweiz ein Einkommen ermöglicht.

Das T-Shirt gibt es bei Souls of Rock, dem Kleiderlabel von Tina (47) und Daniel Frey (50). Statt über 20'000 Kilometer legt das Shirt maximal 2334 Kilometer zurück. Das Ehepaar kennt jede Firma der Produktionskette und ihre Mitarbeitenden persönlich.

Statt in Bangladesch, wie bei vielen Modeherstellern üblich, werden die T-Shirts in Willisau LU in der Firma Lu Couture genäht. Statt Massenproduktion, bei der die Hälfte später weggeworfen wird, wird nur jedes bereits bestellte T-Shirt hergestellt.

Jede beteiligte Firma besucht

«Ja, wir machen vieles anders als üblich», lacht das Ehepaar Frey im Gespräch mit Blick. Sie machen es mit Absicht anders. «2015 habe ich angefangen und drei Jahre später hatten wir unser Ziel der nachhaltigen und fairen Produktion noch nicht erreicht. Da haben wir uns gefragt: Aufhören oder ab sofort komplett transparent produzieren», erzählt Daniel Frey.

Der gemeinsame Entscheid lautete: «Wir machen es, jetzt erst recht, aber richtig.» Für die beiden bedeutet das: «Wir wollen genau wissen, wer unsere T-Shirts herstellt, wie es den Menschen geht, die dort arbeiten, was sie verdienen, wie lange ihre Arbeitstage sind und noch viel mehr», erklärt Tina Frey.

Die beiden reisten nach Griechenland in die Region Larisa, wo 45 griechische Familienbetriebe auf 450 Hektaren die Baumwolle für die T-Shirts anbauen. Beeindruckend sei es gewesen - und wunderschön. So schön, dass sie anschliessend nach Griechenland in die Ferien gereist sind.

Auch die Entkörnungsanlage, die 15 Kilometer entfernt ist, haben sie besucht, wie auch die Spinnerei, die im griechischen Naoussa liegt, und zudem die Strickerei in Österreich.

Fast ausschliesslich in der Schweiz hergestellt

«Der Anteil der Wertschöpfung in der Schweiz beträgt 91 bis 95 Prozent, das hängt davon ab, ob ein T-Shirt mit oder ohne Aufdruck hergestellt wird», erklärt Daniel Frey stolz. Gefärbt werden die Stoffe in Fehraltorf ZH und genäht in Willisau. Die T-Shirts mit Siebdruck reisen zusätzlich noch nach Bern.

Sind die Kunden überhaupt bereit, so viel Geld für ein T-Shirt zu bezahlen? «Ja, wenn wir erklären, wie die T-Shirts hergestellt werden, sind unsere Kunden meist begeistert», erzählt Tina Frey.

Die Leidenschaft für konkrete Nachhaltigkeit ist bei den beiden spürbar – und so kann man sich bestens vorstellen, wie sie an Rockfestivals die Menschen für ihre Kollektion begeistern können.

Jeder Stofffetzen wird genutzt

An Rockfestivals sind Tina und Daniel nicht nur präsent, sie unterstützen sie auch. Zehn Prozent ihres Umsatzes geht an Rock- und Metal-Bands. «Wir haben erlebt, wie schwierig es diese Bands haben, an Auftritte zu kommen, und dies war einer der Pfeiler bei der Gründung von «Souls of Rock». Bis jetzt haben sie etwa 80'000 Franken über die unabhängige Souls of Rock Foundation an die Bands gespendet.

«Wir können noch nicht von unserem Label leben, denn alles, was wir einnehmen, wird sofort wieder reinvestiert», erzählen die Unternehmer ganz offen. Beide arbeiten noch Teilzeit in einem anderen Job.

Und alleine könnten sie das ganze sowieso nicht machen, wie sie finden: «Viele wunderbare Freunde, unterstützen uns!». Die Idee der Nachhaltigkeit, das zu machen, was ihnen wichtig ist, sei der Antreiber.

Viele kleine Ideen zur ressourcenschonenden Produktion haben sie schon verwirklicht. So werden die Kleideretiketten aus Reststoff gemacht. «Es wäre günstiger, wenn wir dazu einfach neues Material verwenden würden», erzählt Tina Frey. Aber warum noch mehr Stoff nutzen, wenn übriggebliebener rumliegt?, fanden sie.

Noch viele Ideen parat

Wer sein Shirt nicht mehr braucht, darf es den beiden nach Wallbach im Aargau schicken. Sie verwenden es dann weiter. Als Etiketten, eine Festivaltasche oder ein Zierkissen für Zuhause.

Neues Ausprobieren liegt den beiden: Die Ideen sprudeln bei Daniel Frey nur so. Grinsend sagt seine Frau: «Ich bin eher die Bremserin... Zusammen funktionieren wir bestens.»

Zusammen als Paar und zusammen mit der Rock-Gemeinschaft wollen sie eine neue Art der Kleiderproduktion aufzeigen. Und dies genauso konsequent nachhaltig durchziehen wie bisher.


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