In der Blick-Serie «Grün und Günstig» zeigen Menschen aus der Schweiz, wie sie ihren Alltag in Bereichen wie Essen, Kleider, Reisen oder Einrichten nachhaltig konsumieren. Ganz ohne dafür viel Geld in die Hand zu nehmen.
Tauschen statt kaufen – der Umwelt zuliebe. Das ist die Devise der Aargauerin Stefanie Real (36). Besonders der begehbare Kleiderschrank der Vollzeitmutter spiegelt das wider. Neue Kleider sucht man hier lange. «Ich kaufe nur Unterwäsche und Socken neu. Wenn ich ein Kleidungsstück brauche, frage ich zuerst im Bekanntenkreis, ob jemand etwas überzählig hat, oder gehe zu einem Kleidertausch-Event», sagt Real. Kleider zum Eintauschen habe sie immer. Das überrascht nicht: Laut Bund spendet die Durchschnittsbürgerin über sechs Kilogramm Altkleider pro Jahr. Das entspricht etwa neun Jeans oder 43 T-Shirts. Diese enden in der Regel nicht bei Bedürftigen, sondern werden weiterverkauft und landen in Ländern wie Kenia auf Müllkippen.
900 Franken: Der Schweizer Durchschnitt für Bekleidung
Im Jahr 2023 hat die angehende vegane Ernährungsberaterin dank ihrer Tauschstrategie nur 40 Franken für Kleider ausgegeben. Das ist 22-mal weniger als üblich: Laut Bundesamt für Statistik (BFS) zahlt eine in der Schweiz lebende Person durchschnittlich 900 Franken pro Jahr für Kleider und Schuhe.
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Stefanie Reals Umdenken hat vor etwa sechs Jahren begonnen. Damals ging sie noch bei Fast-Fashion-Ketten wie H&M und Zara ein und aus. Der Wandel kam, als sie von den schädlichen Einflüssen der Mode-Industrie auf die Umwelt erfuhr: den Tonnen an Altkleidern, die im Ausland die Natur vermüllen und den harten Arbeitsbedingungen vieler Näherinnen.
Im Freundeskreis zu tauschen angefangen
Stefanie Real begann nach Wegen zu suchen, um weniger Kleider kaufen zu müssen. Ihr fiel auf, dass sie kaum jemanden kannte, der nicht darüber klagte, einen zu vollen Kleiderschrank zu haben. «Ich habe damit begonnen, mit Freundinnen Kleider zu tauschen», erzählt sie. «Das ging mir irgendwann nicht mehr weit genug. Ich wollte mehr Menschen inspirieren, ihren Kleiderkonsum neu zu denken.»
Zehn Kleidungsstücke bringen, zehn mitnehmen
Real wurde ehrenamtlich Mitglied bei Walk-in-Closet und organisiert heute für den Verein zusammen mit ihrem Mann in Zofingen AG Kleidertauschveranstaltungen im grossen Stil. «Wir haben eine Bar, Musik, eine Modeschau und einen Reparaturstand,» erzählt Real freudig.
Rund 100 Leute sind pro Veranstaltung dabei. Das Prinzip: Die Besucher und Besucherinnen bringen maximal zehn gewaschene und gut erhaltene Kleider, Schuhe oder Accessoires mit und können dann bis zu zehn getauschte Kleider nach Hause nehmen. Der Eintritt kostet für Nicht-Vereinsmitglieder zehn Franken.
Bei jedem Tausch bleiben Kleider übrig
Die Tauschbörsen von Walk-in-Closet gibt es in der ganzen Schweiz. «Das Coole ist, es gibt keinen Fehlkauf. Wenn etwas nicht passt, kann man es einfach zum nächsten Tauschevent mitnehmen», sagt Real.
Angst, dass es zu wenig Kleider zum Tauschen gibt, müssen die Besucher nicht haben. Im Gegenteil: «Es bleiben bei jedem Event Kleider übrig», sagt die 36-Jährige. Die Kleidungsstücke landen dann aber nicht im Altkleidercontainer. Sie ziehen entweder in den Online-Tauschshop von Walk-in-Closet oder werden an lokale Secondhandläden weitergegeben. «Die Kooperation mit den Läden läuft super, sie spenden Ware für die Tauschevents, die sie nicht verkaufen konnten, und im Gegenzug erhalten sie Tauschkleider, die übrig geblieben sind», sagt Real.
Tauschevent für Spielsachen und Kinderkleider
Stefanie Real gründete mit ihrem Mann selbst noch ein Tauschprojekt, das nachhaltigen Konsum schon bei den Kleinsten fördern soll: Beim Kinderkram-Tauschplausch können Kinderkleider, Spielsachen und Bücher getauscht werden. Die Tauschveranstaltung findet das nächste Mal am 5. Mai in der Eventhalle «AUSO Red» in Zofingen statt.