Der Ausbruch des Untersee-Vulkans Hunga Tonga-Hunga Ha'apai im Südpazifik im Januar 2022 dürfte zum Zusatzmotor für die Erderhitzung werden. Das ist das Ergebnis einer Studie im Fachblatt «Nature Climate Change». Die Eruption erhöhte demnach die Wahrscheinlichkeit einer Überschreitung des 1,5 Grad-Temperaturanstiegs um sieben Prozent.
Bei der Tonga-Eruption handle es sich um eines der am besten dokumentierten derartigen Ereignisse in der Menschheitsgeschichte, schreiben die Wissenschaftler um Stuart Jenkins von der University of Oxford (Grossbritannien) in der am Donnerstag erschienen Studie. Man schätze, dass der Ausbruch 146 Megatonnen Wasserdampf und rund 0,42 Megatonnen Schwefeldioxid in die Stratosphäre geschleudert hat.
Die meisten Vulkanausbrüche hieven vor allem Schwefeldioxid in hohe Luftschichten. Das führt in der Folge eher zur Temperaturabkühlung, weil die Aerosol-Partikel Sonnenlicht streuen, schreiben die Forscher. Über mehrere Jahre hinweg sei es aber möglich, dass die Tonga-Eruption einen gegenteiligen Effekt bringt.
Vulkanausbruch als Klimawandel-Treiber
Verantwortlich dafür ist der hohe Wasserdampf-Ausstoss, der den Wassergehalt in der Stratosphäre um 10 bis 15 Prozent erhöht habe. Wasserdampf wirkt als Treibhausgas. Bleibt der Dampf also über längere Zeit hinweg dort, führe das zu einer Erhöhung der Oberflächentemperatur auf der Erde. Da bei der Eruption am 15. Januar 2022 zudem relativ geringe Schwefeldioxid-Mengen ausgestossen wurden, die der Temperaturerhöhung entgegenwirken, könne der Vulkanausbruch zu einem Klimawandel-Treiber werden – zumindest für einen begrenzten Zeitraum.
Die Analysen der Wissenschaftler beziehen sich auf das Überschreiten der weltweiten Durchschnittstemperatur gegenüber der vorindustriellen Zeit um 1,5 Grad Celsius. Die Chance, dass die Welt in den kommenden fünf Jahren ihr erstes Jahr erlebt, in dem diese Marke tatsächlich übersprungen wird, steigen den Berechnungen zufolge durch die Folgen der Tonga-Eruption um rund sieben Prozent. Das ändere aber nichts daran, dass der bei weitem stärkste Treiber dieser Entwicklung die menschengemachten Treibhausgasemissionen bleiben, schreiben die Forscher in der Studie.