Der Ausbruch des Vulkans Hunga Tonga-Hunga Ha'apai am Samstag war einer der schwersten seit Jahrzehnten. In weitem Umkreis im Pazifik gingen Asche und saurer Regen nieder. Die Druckwellen waren sogar in der Schweiz messbar.
Wie aus dem Nichts schien der mächtige Vulkan auf einmal loszulegen. Zuvor schlummerte er unter Wasser. Einer von vielen. Die genaue Anzahl an Unterwasser-Vulkanen gibt es nicht.
«Wir wissen, dass der Boden des Pazifischen Ozeans mit Tausenden von Vulkanen übersät ist, aber wir kennen nur einen kleinen Bruchteil davon», sagt Carlo Doglioni, Präsident des Nationalen Instituts für Geophysik und Vulkanologie (INGV), zur italienischen Zeitung «Corriere della Sera».
Italienischer Unterwasser-Vulkan so gross wie Luxemburg
Vulkane unter Wasser gibt es nicht nur im fernen Pazifik. Auch in Italien dämmert ein gigantischer Riese vor sich hin. Sein Name: Marsili. Er ist der grösste Unterwasser-Vulkan Europas.
Das Massiv soll sich über eine Fläche von etwa 2000 km² erstrecken. Das entspricht in etwa der Grösse von Luxemburg. Experten gehen davon aus, dass Marsili vor gut zwei Millionen Jahren entstand.
Der Mega-Vulkan liegt zwischen Palermo und Neapel im Mittelmeer. Entdeckt wurde er erst im 20. Jahrhundert und dann nach dem italienischen Gelehrten Luigi Ferdinando Marsili (1658–1730) benannt.
Tsunami-Wellen von bis zu 20 Metern möglich
Droht in Europa deswegen eine ähnliche Katastrophe wie im Pazifik? Experten gehen davon aus, dass bei einem Ausbruch von Marsili Tsunamis entstehen könnten. Die bis zu 20 Meter hohen Wellen würden dann auf die umliegenden Küsten treffen und dort alles verwüsten.
Ob der Marsili ausbricht, ist schwer zu sagen. Möglich ist es. Zuletzt brach er vor 3000 bis 5000 Jahren aus. «Der Marsili ist ein zwar ein grosser Vulkan, aber wir verfügen nicht über ein unterseeisches Überwachungssystem, das es uns ermöglicht, seine Aktivität und den Grad der Explosivität vollständig zu verstehen», erklärt Doglioni.
Vulkan könnte auch zusammenbrechen
Das bedeutet aber nicht, dass der Marsili nicht überwacht wird. Nur eben, dass es schwer ist vorherzusagen, was in ihm vorgeht und mit welchem Ausmass bei einem Ausbruch zu rechnen ist. Möglich ist auch ein Zusammenbruch des Vulkans. Beides, ein Ausbruch oder ein Zusammenbruch, bedeuten ein hohes Tsunami-Risiko.
Der Marsili ist und bleibt ein Mysterium. So wie viele andere kleinere Vulkane im Mittelmeer. Laut dem italienischen Zivilschutz schlummern Dutzende verborgen unter dem Wasser. Auch sie sind bislang zu grossen Teilen unerforscht. (jmh)