Ganze 4,5 Billionen Zigarettenstummel landen laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) jedes Jahr auf den Strassen oder in der Natur. Und jeder weggeworfene Filter einer Zigarette ist nicht nur randvoll mit über 5000 Giftstoffen, sondern auch mit Celluloseacetat, also Kunststoff, der nicht biologisch abbaubar ist.
Eine Lösung für dieses Umweltproblem möchten Alexander Zaugg (49) und Zemri Sejfuli (34) mit einem Zigipäckli mit integriertem Aschenbecher bieten.
Als die beiden Familienväter nach einem gemütlichen Abend am Thunersee ihre Zigarettenstummel auflasen, fragten sie sich, ob es keine einfachere Lösung gibt, als die Reste nun in der Hand nach Hause zu tragen. «Wäre es nicht praktisch, einen Aschenbecher immer gleich zur Hand zu haben?», fragte Zaugg.
Stundenlanges Tüfteln und Basteln in der Garage
Eine Frage, die die beiden Nachbarn aus Einigen BE nicht mehr losliess. In der Garage begannen sie zu werkeln. «Wir kauften im Do-it-yourself-Laden ein und haben geklebt, gelötet und schlicht alles ausprobiert», erzählt Sejfuli. Wegen der Corona-Pandemie herrschte beim Arbeitgeber von Einkaufsleiter Sejfuli Kurzarbeit und so nutze er die freie Zeit zum Tüfteln. Auch für den selbstständig als Generalunternehmer tätigen Zaugg fiel während dieser Zeit ein grosser Teil seiner Arbeit weg.
Entstanden ist eine Zigarettenschachtel mit integriertem Aschenbecher. Den Prototypen gibt es nur dank unzähligen Stunden in der Garage, vielen gescheiterten Versuchen, einigen Stunden bei Patentanwälten und vor allem dank eines nächtlichen Geistesblitzes von Sejfuli. «Es war wie im Film: Ich bin in der Nacht aufgewacht, hatte diese Idee, notierte sie mir und schlief wieder ein. Am nächsten Morgen war ich mir nicht sicher, ob ich das nur geträumt hatte. Zum Glück lag da die Notiz», erzählt er.
Die Zigaretten-Aschenbecher-Box funktioniert ganz simpel: In der weiterhin gleich grossen Zigarettenverpackung ist ein feuerfester, ausziehbarer Aschenbecher integriert, in dem rund zehn Stummel Platz haben.
Riecht nicht, brennt nicht
«Nein, der Aschenbecher kann nicht brennen. Und nein, man riecht auch nichts vom Aschenbecher, wenn man das Zigi-Päckli in der Hosentasche hat», sagt Zaugg. Man wirft die Zigarettenstummel in die Box, die man wieder zuschiebt. Weil keine Luft mehr an die Stummel kommt, können sie weder brennen noch heftig stinken.
Wenn nun jeder Raucher und jeder Raucherin bei einem Päckli einen Aschenbecher dabei hat, gibt es keine Ausrede mehr, warum man den Rest der Zigarette auf den Boden werfen soll.
Bis jetzt haben die beiden Familienväter ihre Idee selber finanziert. Sie haben eine Aktiengesellschaft gegründet, damit sie dort die Patente deponieren können.
«Ein teures Hobby», sagt Zaugg und ein zeitintensives. «Wir sind seit zwei Jahren ununterbrochen daran – auch in den Ferien hatten wir quasi eine Standleitung», sagt er. Und ergänzt schmunzelnd: «Lieber nicht unsere Partnerinnen danach fragen.»
Wann erhältlich?
Bis die Raucherinnen und Raucher in der Schweiz die Aschenbecher-Schachtel in der Hand haben können, vergeht noch etwas Zeit. Denn zuerst müssen die Patente geprüft werden, denn diese Art der Verpackung ist neu. Diese Prüfung dauert vermutlich bis Mitte 2023. Wie es danach weitergeht, ist noch offen: Wie schaffen sie es, dass möglichst alle Zigaretten, am liebsten weltweit, mit der Aschenbecher-Verpackung verkauft werden? Sie sind mit verschiedenen Akteuren im Gespräch.
Was sie sicher wissen: Nur Nicht-Rauchen würde rascher helfen, alle Zigaretten-Stummel verschwinden zu lassen. Da dies nicht so schnell gelingt – und beide Raucher es nicht geplant haben – hoffen sie auf die zweitbeste Lösung: ihren Aschenbecher.